Die Solothurner SVP ist neu die stärkste Partei im Kantonsrat. Das ist keine Überraschung. Dass sie aber gerade vier Sitze gewinnt, hingegen schon. Das ist wohl mehr, als sich die SVP-Parteistrategen ausgerechnet haben.
Die SVP fährt im Kanton Solothurn einen markigen Oppositionskurs. Sie teilt gerne mit dem verbalen Zweihänder aus. Doch die Protagonistin im Wahlkampf der SVP, Regierungsratskandidatin Sibylle Jeker, zeigte sich auffallend zahm und konziliant. Die markigen Töne, für welche die Solothurner SVP ansonsten steht, blieben aus. Gut möglich, dass diese Zurückhaltung auch auf den Kantonsrat auszustrahlen vermochte. Die Kombination einer scharfen Opposition mit einer im Auftritt eingemitteten Kandidatin hat der SVP offenbar genutzt.
Historische Niederlage für FDP
Der Sieg der SVP ist gleichzeitig die Niederlage der FDP. Der Solothurner Freisinn ist nicht mehr die stärkste Kraft im Kantonsrat – zum ersten Mal überhaupt nach über hundert Jahren. Der Mut des Freisinns, einen eigenständigen Kurs zu fahren, und sich klar von der SVP abzugrenzen, hat sich nicht ausbezahlt. Die FDP liegt sogar noch hinter der SP und findet sich neu nur noch als drittstärkste Kraft im Kantonsrat wieder.
Die linke Seite bleibt insgesamt stabil. SP und Grüne haben gemeinsam 30 Sitze, gleich viele wie vor vier Jahren. Dabei hat die SP einen Sitz gewonnen und die Grünen haben einen Sitz verloren. Dass die Grünen mit neun Sitzen fast stabil bleiben, ist im Vergleich zu anderen Kantonen – wo die Grünen regelrecht eingebrochen sind – ein respektables Resultat. Die SP dürfte mit ihrem einen Sitzgewinn (neu 21) zurückhaltend zufrieden sein, genau wie die Mitte, die ihre 20 Sitze halten kann.
Letztlich ist der Solothurner Kantonsrat nach rechts gerutscht. Die SVP hat auf Kosten der FDP und der GLP zugelegt, welche je zwei Sitze verloren haben.