Der Personalmangel in der Krankenpflege spitzt sich weiter zu: Laut dem Berufsverband für Pflegefachpersonal (SBK) steigen jeden Monat 300 Pflegende aus ihrem Beruf aus. Trotz des Ja zur Pflege-Initiative, bei der es hiess, es solle schnell gehen mit den Veränderungen, kommt die Umsetzung nicht vom Fleck. Am heutigen internationalen Tag der Pflege macht die Branche deshalb erneut Druck auf der Strasse – in Bern, Aarau, Solothurn und Basel.
Die Anlässe nannten sich «Walk of Care». Dazu aufgerufen hatte der Berufsverband (SBK) und die Gewerkschaften Unia, Syna und VPOD. Sie schrieben im Vorfeld, Kantone und Arbeitgeber brauchten nicht zu warten, bis der Bund die vom Volk angenommene Pflege-Initiative umsetze. Die Situation der Angestellten könne mit einfachen Mitteln wie Zeitkompensationen, Arbeitszeitreduktionen und Zulagen verbessert werden.
Tatsächlich sind die Pflegefachpersonen ungeduldig: «Bis jetzt ist ja noch nichts passiert. Wir haben die gleichen Probleme wie vor der Abstimmung. Es braucht jetzt einfach ganz dringend Massnahmen, dass nicht noch mehr Leute vom Beruf weggehen», sagt zum Beispiel Pflegefachfrau Patricia Tschannen gegenüber SRF.
Sofortmassnahmen gefordert
Gemäss dem Berufsverband SBK sind aktuell über 13'000 Stellen unbesetzt – fast 1000 mehr als Ende letzten Jahres. Die Personalsituation bleibt angespannt – auch nach dem Höhepunkt der Pandemie.
Die Universitäts-Spitäler sind besorgt. Werner Kübler, Direktor des Universitätsspitals Basel, sagt denn auch zu SRF: «Man hat extrem viel geleistet und man ist bereit, in die Zukunft zu gehen. Ich spüre das bei unseren Mitarbeitenden. Aber man erwartet auch, dass jetzt Massnahmen getroffen werden.»
Jetzt seien die Kantone in der Pflicht, heisst es auch vom Berufsverband SBK. Es brauche Sofortmassnahmen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Darunter:
- eine Reduktion der Wochenarbeitszeit,
- zusätzliche bezahlte Freizeit,
- höhere Zulagen für Nacht- und Sonntagsarbeit.
Zu diesen Forderungen heisst es bei der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK), man sehe, dass Handlungsbedarf bestehe. Nur einige Kantone haben bisher Massnahmen finanziert. Michael Jordi, GDK-Generalsekretär, weist darauf hin, dass dafür zuerst die gesetzliche Grundlage geschaffen werden müsse.
Diese Geduld haben die Pflegenden nicht mehr. Patricia Tschannen will aber – noch – im Job bleiben. «Ich höre dann auf, wenn ich alles versucht habe, um die Situation zu verändern. Bis dann bleibe ich in der Pflege.»