Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz gibt es derzeit so viele Wespen wie seit 20 Jahren nicht mehr.
- Zurückzuführen sei dies auf den warmen Frühling, sagt Biologin Gabi Müller. Die Wespen hätten so mehr Zeit gehabt, ihre Nester zu bauen.
- Die negative Seite: Landesweit gibt es viele Feuerwehreinsätze, um Wespennester zu entfernen. Dazu kommt, dass es Engpässe bei Allergiemedikamenten gibt.
2018 ist bereits jetzt ein Wespen-Rekordjahr. «Wir haben pro Tag mehr als 20 Anrufe von Leuten, die Wespennester bei sich im Haus haben», sagt Gabi Müller, Leiterin der Stadtzürcher Schädlingsprävention und -beratung. Das sei mehr als in den 20 Jahren zuvor.
Wir haben pro Tag mehr als 20 Anrufe von Leuten, die Wespennester bei sich im Haus haben.
Abgezeichnet habe sich dieser Rekord bereits im Frühling. «Normalerweise kommen die Königinnen, die überwintern, erst Anfang Mai heraus, um ihr Nest zu bauen. In diesem Jahr hatten wir schon Meldungen im April», so Müller. Den Wespenvölkern blieb darum mehr Zeit, ihr Nest aufzubauen – entsprechend gebe es bereits jetzt grössere Völker als in anderen Jahren.
Wespen sind nicht bloss lästig
Sollte das Hochsommerwetter anhalten, würden diese Völker noch weiterwachsen, sagt die Biologin. Das gelte für die ganze Schweiz, wie die Zahlen der Wespeneinsätze der Feuerwehren landesweit zeigten. Es gilt jedoch, die Nester möglichst nicht zu zerstören, schon gar nicht selber. Wenn nötig, soll man dies Profis machen lassen, sagt Müller.
Das sind eigentlich biologische Schädlingsbekämpfer.
Besser noch wäre es, die Insekten umzusiedeln, denn Wespen seien nützliche Tiere. Nur zwei der insgesamt sechs Gattungen machten sich über unsere Esstische her, die anderen hätten gar kein Interesse, sondern ernährten sich von anderen Insekten. «Das sind eigentlich biologische Schädlingsbekämpfer, weil sie viele Fliegen fangen, die uns sonst belästigen würden.»
Engpässe bei Allergiemedikamenten
Trotzdem: Je mehr Wespen es gibt, desto grösser ist die Gefahr, dass man gestochen wird. Für Allergiker sind Wespenstiche gefährlich. Sie müssen Stiche sofort mit einem Medikament behandeln.
Aber ausgerechnet im Wespenrekordjahr besteht beim Injektionsmittel Epipen ein Engpass. Deshalb fordert das zuständige Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung die Arztpraxen auf, keine Hamsterkäufe von Epipen zu tätigen, damit für Allergiker bei Wespenstichen genügend Medikamente verfügbar sind.