Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) bedauert, dass der bevölkerungsreichste Kanton der Schweiz bei den Impfungen ansteht. Dem Kanton Zürich seien bei der Beschaffung der Impfdosen aber die Hände gebunden. Auch Natalie Rickli und die weiteren Zürcher Regierungsräte müssen zuwarten, bis sie geimpft werden.
SRF News: Es gibt einen Impfstoff und seit heute ist dank der Öffnung wieder mehr möglich. Wird jetzt alles gut, Natalie Rickli?
Natalie Rickli: Ich wünschte mir, wir könnten mehr und schneller impfen. Doch wir erhalten gemessen an der Bevölkerungszahl schweizweit am wenigsten Impfstoff. Der Bund stellt sich auf den Standpunkt, wir Zürcher hätten die jüngste Bevölkerung, deshalb bekommen wir so wenig Impfdosen. Bezüglich unseres Planes sind wir mit der vorhandenen Impfmenge aber gut unterwegs. Und vielleicht muss man es nochmals sagen: Der Bund ist für die Beschaffung des Impfstoffes zuständig. Die Verteilung an die Kantone können wir leider überhaupt nicht beeinflussen.
Zürich wäre fähig, täglich tausende Personen zu impfen. Ist es für Sie persönlich frustrierend, dass es bei den Impfungen nicht vorwärts geht?
Natürlich ist es frustrierend. Schuldzuweisungen sind zwar müssig, weil wir die Krise gemeinsam meistern müssen. Aber vor Weihnachten wurden die Erwartungen geschürt, es könne Tag und Nacht geimpft werden. Der Eindruck wurde erweckt, jetzt werde alles gut. Ich merke auch, wie die Leute verzweifelt nach Impfstoff suchen. Sie fürchten um ihr Leben und möchten ihre Freiheiten wiedererlangen. Dies würde ich allen Zürcherinnen und Zürchern gerne sofort ermöglichen. Ich verstehe den Ärger und die Frustration, doch es braucht noch etwas Geduld.
Die Leute fürchten um ihr Leben und möchten ihre Freiheiten wiedererlangen.
Froh bin ich allerdings, dass sich unsere Strategie bestätigt hat. Noch im Dezember und Januar hiess es, Zürich sei ein Trödelkanton und müsse sofort Impfzentren aus dem Boden stampfen. Diese würden jetzt leer stehen und viel Steuergelder kosten. Im März öffnet das grosse Impfzentrum bei der Messe Oerlikon und es gibt noch zwei weitere grosse Impfzentren. Wir können auf Ärzte und Apothekerinnen zählen und haben ein breites Netz über den ganzen Kanton Zürich. Bis wir allerdings mit den Impfungen an der Reihe sind, wird es Mai oder Juni.
Die Zürcher Regierung ist also noch nicht geimpft?
Nein. Die Zürcher Regierung wartet, bis wir gemäss unseres Alters an der Reihe sind. Es ist jedem von uns freigestellt, ob er oder sie sich impfen lässt. Wir haben diesen Entscheid getroffen und ich finde ihn richtig. Ich persönlich freue mich darauf, mich impfen zu lassen.
Speziell vor den Sommerferien möchten sich wohl auch Jüngere gegen Corona impfen lassen.
Mich freut zudem, dass das Interesse an den Impfungen so gross ist. Anfangs bezweifelten wir noch, ob sich überhaupt jemand impfen lassen möchte. Wir dachten, es bräuchte Motivationskampagnen. Doch dieses Problem haben wir nicht. Speziell vor den Sommerferien möchten sich wohl auch Jüngere gegen Corona impfen lassen. Denn ich gehe davon aus, dass sie alle reisen möchten.
Blicken wir abschliessend in die Zukunft: Welche Lehren ziehen Sie und der Kanton Zürich aus dem ersten Corona-Jahr?
Für eine Bilanz ist es noch zu früh, da wir uns noch mitten in der Pandemie-Bewältigung befinden. Aber es gibt gewisse Verbesserungspunkte wie das Schutzmaterial. Wir haben die Institutionen noch darauf aufmerksam gemacht, dass sie dieses benötigen. Auch wir alle hätten übrigens fünfzig Masken zu Hause lagern sollen, was bei mir nicht der Fall war. Es ist klar, dass wir diesen Punkt mitnehmen und mit den Institutionen besprechen.
Das Gespräch führte Pascal Kaiser.