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Weg von Stopp-Aids Kampagne zeichnet anderes Bild von HIV-Positiven

Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz hat es in sich. Anders als in den letzten 30 Jahren steht diesmal nicht der Schutz vor Aids im Vordergrund. Vielmehr sollen HIV-Positive entstigmatisiert werden.

Dass die Aids-Hilfe Schweiz mit dieser Kampagne eigentlich den Spiess umdreht, weiss der neue Geschäftsleiter Andreas Lehner: «Das ist keine Stopp-Aids-Kampagne, sondern eine Kampagne für die HIV-Positiven.» Es gehe darum, der Allgemeinbevölkerung klar zu machen, dass eine HIV-positive Person unter einer funktionierenden Therapie das Virus nicht mehr weitergeben könne.

Das ist keine Stopp-Aids-Kampagne, sondern eine Kampagne für die HIV-Positiven.
Autor: Andreas Lehner Aids-Hilfe Schweiz

Ziel sei es, HIV-positive Menschen zu entstigmatisieren. Denn noch immer würden Menschen mit dem HI-Virus diskriminiert und ausgegrenzt, dies obwohl die Medizin in den letzten Jahren massive Fortschritte gemacht habe.

Normales Leben trotz HI-Virus

Man wolle mit dieser Kampagne aufzeigen, dass HIV-positive Menschen mittlerweile ein nahezu normales Leben führen könnten. «Eine HIV-positive Frau kann unter Therapie schwanger werden und Kinder gebären – das ist heute alles nicht mehr so ein Problem», so Lehner. Es gebe auch Studien, die zeigten, dass diese Frauen wahrscheinlich auch stillen könnten.

Jahrelang wurde der Bevölkerung der Slogan eingehämmert «Im Minimum än Gummi drum», also bei Geschlechtsverkehr ein Kondom zu benutzen. Macht da die neue Kampagne diese ganze Präventionsarbeit nicht zunichte, wenn nun plötzlich vermittelt wird, es brauche keinen Schutz mehr beim Sex mit HIV-Positiven? Lehner verneint: «Wer am Samstag in Disco geht und vielleicht einen One-Night-Stand hat, soll ein Kondom mitnehmen. Das ist wirklich der einfachste Schutz.»

Die klassische Anti-Aids Kampagne «Love Life» laufe ja weiter. Aber genauso wichtig wie die Prävention sei eben auch die Aufklärung. Dass die neue Kampagne auch provozieren kann, sei keine Absicht gewesen, aber man nehme es in Kauf, sagt Lehner. Denn er weiss: Erst wenn darüber diskutiert wird, wird die Kampagne auch wahrgenommen.

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