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Wegen Hype im Internet Kirschblüten locken Tausende ins Aargauer Fricktal

Die blühenden Kirschbäume entlang des Chriesiwägs sind ein sehr beliebtes Fotomotiv. Die Gemeinde musste reagieren.

«Weisse Bäume, blauer Himmel, grüne Wiesen – Frühling!» So freut sich Sandra Riedo aus Freiburg bei ihrem Besuch bei den Aargauer Kirschbäumen. «Die Natur ist wunderschön», sagt auch Yao Chun aus China, der in Zürich arbeitet und sich die Kirschblüten ebenfalls nicht entgehen lassen will.

Die Kirschbäume in voller Blüte

Die beiden Ausflügler sind an diesem schönen Frühlingstag nicht alleine. Auf dem Fricktaler Chriesiwäg in Gipf-Oberfrick machen sich Hunderte auf den Weg in die Hügel, um die Kirschbäume zu sehen und zu fotografieren. «Wir haben etwas Ähnliches, wenn die Mandeln blühen. Es erinnert uns ein wenig an Spanien», sagt José Cazalilla aus Spanien, der in der Schweiz wohnt.

Gemeinde und Bäuerinnen gefordert

«An Karfreitag hatte es schon mal 1500 Personen, die gleichzeitig unterwegs waren», sagt Verena Buol Lüscher, Gemeindepräsidentin von Gipf-Oberfrick. In der Gemeinde mit knapp 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es ausserhalb der zwei, drei Wochen Kirschblütenzeit kaum Touristen.

Alle wollen Fotos mit den Kirschbäumen

«Es war klar, dass die Gemeinde handeln muss», sagt Buol Lüscher. Deshalb wird eine Wiese im Dorf zum Parkplatz umfunktioniert. Und: Es gibt einen Parkdienst, sonst werde kreuz und quer im Dorf parkiert.

«Alle meinen, sie seien nur eine halbe Stunde da. Daraus werden aber vier Stunden», sagt die Gemeindepräsidentin. Die Abfallentsorgung, der Parkdienst, die WC-Reinigung: Das sei ein grosser Aufwand für das Bauamt in der kleinen Gemeinde.

Einmal im Jahr setze sie sich mit den betroffenen Landwirten zusammen, sagt Verena Buol Lüscher. «Die Gemeinde oder die Landwirte mähen Sitzinseln, damit die Leute nicht ins hohe Gras sitzen», macht sie ein Beispiel für eine Massnahme, die besprochen wird. Dafür würden die Bauern auch von der Gemeinde mit einem kleinen Betrag entschädigt.

Kaum Einnahmen, aber Werbung

Profitieren würde die Gemeinde von den Touristinnen und Touristen kaum. Es gibt zwar Bauern, die entlang des Weges ihre Produkte anbieten, zum Beispiel Apfelsaft. Das sei aber kein grosses Geschäft, sagt Buol Lüscher. Aber natürlich sei der Chriesiwäg Werbung für die Landwirtschaft. Die Bäuerinnen würden teilweise auch ins Gespräch kommen mit den Besuchern. Zudem könne sich die Gemeinde als idealer, schön gelegener Wohnort in der Mitte zwischen Basel und Zürich präsentieren.

Dass der Chriesiwäg längst kein Geheimtipp mehr ist, überrascht auch gewisse Besucherinnen und Besucher. «Es hat sehr viele Leute, das haben wir so nicht erwartet», sagt Zita Süess, die aus Wauwil LU angereist ist. Prem Pandiarajan aus Indien sieht es pragmatisch: «An jedem schönen Ort hat es viele Leute. Das ist halt der Kompromiss.»

Der Fricktaler Chriesiwäg

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Der Chriesiwäg ist eine ausgeschilderte Rundwanderung mit Start und Ziel in Gipf-Oberfrick AG. Die Strecke ist rund vier Kilometer lang und überwindet 130 Höhenmeter. Entlang der Route hat es verschiedene Informationstafeln rund um die Kirschbäume und ihre Früchte.

Weil der Weg in der Kirschblütensaison stark besucht ist, empfiehlt der Jurapark Aargau alternative Wege in anderen Fricktaler Gemeinden. Auf der Homepage gibt es ausserdem einen «Bluescht-Ticker», der Auskunft gibt, wann die Bäume blühen.

Wer in diesem Jahr noch Kirschblüten sehen will, muss sich beeilen, denn die Saison neigt sich bereits dem Ende zu.

Schweiz aktuell, 17.4.2025, 19:00 Uhr; braa;ledn;sten

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