- Der Strompreis wird gemäss Berechnungen der Elektrizitätskommission (Elcom) im nächsten Jahr um durchschnittlich 27 Prozent ansteigen.
- Auf das Jahr gerechnet bezahlt ein typischer Haushalt im kommenden Jahr eine Stromrechnung von 1215 Franken. Das sind rund 261 Franken mehr als im Vorjahr.
- Im kommenden Jahr kostet die Kilowattstunde den typischen Haushalt 26.95 Rappen – 5.8 Rappen mehr im Vergleich zum letzten Jahr.
- Die Strompreise steigen für kleine und mittlere Unternehmen in ähnlichem Umfang.
Die Preise variieren innerhalb der Schweiz zwischen den Netzbetreibern teils erheblich. Dem Konsumentenschutz zufolge gibt es Orte, wo ein Haushalt mit 4500 Kilowattstunden Stromverbrauch pro Jahr mit einer Steigerung der Stromkosten von 780 auf 2230 Franken rechnen muss. Das ist beinahe eine Verdreifachung des Strompreises innerhalb eines Jahres. Grund sind laut der Elcom vor allem die grossen Unterschiede bei der Energiebeschaffung und dem Anteil der Eigenproduktion.
Im kommenden Jahr schlagen vor allem die höheren Energietarife (+64 Prozent) pro Kilowattstunde zu Buche. Aber auch die Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen steigen (+11 Prozent) und die Netzkosten werden höher (+7 Prozent). Dagegen bleibt der Netzzuschlag stabil.
Ukraine-Krieg und Kraftwerkausfälle
Ein Grund für die gestiegenen Strompreise liegt in den rekordhohen Tarifen am Grosshandelsmarkt, an dem Strom beschafft wird. Diese sind laut dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) bereits Ende des letzten Jahres stark gestiegen aufgrund von höheren Brennstoff- und CO₂-Preisen sowie Kraftwerksausfällen insbesondere in Frankreich. Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise mit weniger Gas- und Kohleimporten aus Russland und die Trockenheit verschärften die Preissituation an den Märkten zusätzlich.
Der Konsumentenschutz kritisierte am Dienstag die Stromunternehmen. Diese würden teils ungerechtfertigte Gewinne auf dem Rücken der Konsumenten erwirtschaften, schrieb er in einer Mitteilung. Oftmals würden Stromunternehmen Grundgebühren wie etwa für Anschlüsse, Servicepauschalen oder ähnliche Grundpreise ohne effektiven Energiebezug verrechnen. Solche Pauschalen verzerrten die Kostenwahrheit der Stromrechnung und hielten die Menschen vom Energiesparen ab.
Rund 630 Stromversorger
Der Preisüberwacher Stefan Meierhans sieht in den Netzgebühren einen Hebel gegen die steigenden Stromkosten. Laut Meierhans könnte der Bundesrat die Kosten für die Netznutzung anpassen, wie er kürzlich der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagte. «Heute sind die Kosten für die Nutzung des Stromnetzes in der Schweiz enorm hoch, weil die Stromnetzbetreiber ihr Kapital fürstlich verzinsen dürfen.» Der Bundesrat könnte laut dem Preisüberwacher die Rahmenbedingungen so ändern, dass diese Tarife sinken müssten.
Die rund 630 lokalen Stromversorger hatten bis Ende August der Elcom die Tariferhöhungen für das Jahr 2023 melden müssen. Die Aufsicht prüfte danach die Kostenrechnungen. Sie kann ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen untersagen oder bei zu hohen Preisen Absenkungen verfügen. Rund zwei Prozent der Netzbetreiber haben gemäss Elcom ihre Daten nicht fristgerecht eingereicht. Aufgrund der geringen Grösse dieser Gebiete sei jedoch mit keiner wesentlichen Änderung des Gesamtbildes mehr zu rechnen, hiess es.