Worum geht es? Die vielen Reisecars, die in Luzern an bester Lage anhalten, sind seit Längerem ein heiss diskutiertes Thema. Nun schlägt die Stadt verschiedene Lösungen vor, um diesem Problem zu begegnen. Sie will eine Haltegebühr erheben und ein Reservationssystem einführen. Das schreibt der Stadtrat in seinem Antrag ans Stadtparlament. Das geplante Carregime sei einmalig in der Schweiz. «Wir erhoffen uns von diesen Massnahmen eine Entlastung und gehen davon aus, dass nicht mehr alle Reisebusse in die Stadt fahren», sagt der zuständige Stadtrat Marco Baumann.
Wir rechnen mit 20 Prozent weniger Reisecars, die an den zentralen Halteplätzen anhalten.
Wie hoch ist die Haltegebühr? Reisecars sollen künftig zwischen 75 und 100 Franken bezahlen müssen, wenn sie in der Stadt Luzern anhalten wollen. Der Stadtrat will ein entsprechendes Reglement im Frühjahr 2025 einführen. Mit der Gebühr können die Reisebusse einmalig auf den ausgewiesenen Car-Halteplätzen ihre Reisegruppen ein- und aussteigen lassen. Es sind dies die Halteplätze am Schwanen-, am Löwen- und am Kasernenplatz. Zudem dürfen die Cars auf den dezentralen Parkplätzen maximal 24 Stunden parkieren. Für 100 Franken habe man sich unter anderen entschieden, weil eine Busse fürs Falschparkieren 120 Franken kostet, sagt Baumann. «Diese Obergrenze wollten wir nicht überschreiten, um keine Fehlanreize zu schaffen.» Der Stadtrat rechnet mit Einnahmen von 3.3 Millionen Franken jährlich. «Die fliessen unter anderem in den Verkehrsdienst.»
Wie funktioniert das Reservationssystem? Es soll den Reiseverkehr besser lenken. Die Stadtregierung will dieses System in einer zweiten Phase nach der Haltegebühr einführen. Die Reiseanbieter müssen Zeitfenster zum Anhalten und Parkieren buchen. «Das Reservationssystem ist noch nicht im Detail ausgearbeitet», sagt Stadtrat Baumann. Man wolle zuerst die Erkenntnisse der ersten Phase abwarten.
Was bedeuten die Änderungen für die Reiseanbieter? Da dieses Gebühren- und Reservationssystem einmalig sei in der Schweiz, müssten die Anbieter gut darauf vorbereitet werden, schreibt der Stadtrat in seinem Antrag. Deshalb würden die Veränderungen auch gestaffelt eingeführt. Die Reisebusunternehmen und Veranstalter werden über das neue Regime informiert. Der Stadtrat geht davon aus, dass die neue Gebühr ihre Wirkung zeigen wird. «Wir rechnen mit 20 Prozent weniger Reisecars, die an den zentralen Halteplätzen anhalten», sagt Marco Baumann.
Weshalb braucht es diese Änderungen? In der Stadt Luzern wird schon lange über den Reisebusverkehr diskutiert. Eine Bevölkerungsbefragung der Hochschule Luzern zeigte, dass sich eine grosse Mehrheit der Einheimischen ob den Reisecars an den zentralen Halteplätzen stört. Es gab schon mehrere Vorschläge, um das Problem zu lösen. Ursprünglich sollte die «Stadtpassage» – ein 800 Meter langer Fussgängertunnel von einem Parkplatz beim Kantonsspital in die Gegend des Schwanenplatzes – das Problem lösen. Die Stadt gab das Projekt jedoch 2023 aus Kostengründen auf.
Was sind die nächsten Schritte? Bevor die erste Gebühr überhaupt erhoben wird, muss sich das Stadtparlament zum neuen Carregime äussern. Es berät das Geschäft voraussichtlich an seiner Sitzung vom 19. Dezember 2024. Stellt sich das Parlament hinter die Pläne der Regierung, gilt die Haltegebühr ab März 2025.