Das könne so nicht mehr lange weitergehen, sagt der Direktor des Gewerbeverbands Hans-Ulrich Bigler gegenüber der «Rundschau». «Der wirtschaftliche Schaden wegen der geschlossenen Geschäfte und Schulen ist immens. Der Bundesrat darf die Notrechts-Massnahmen in der heutigen Form nicht über den 19. April hinaus verlängern.» Stattdessen sollen schrittweise Läden und Schulen wieder geöffnet werden. «Die Schutzmassnahmen und Abstand-Regeln, wie sie heute bereits Apotheken und Lebensmittelgeschäfte umsetzen, taugen auch für Gartenzentren oder Kleiderläden», sagt Bigler. Schulen könnten die Kinder zeitversetzt in kleineren Gruppen unterrichten.
Risikopersonen isolieren
Parallel zur schrittweisen Wiedereröffnung der Geschäfte will der Gewerbeverband als Ausgleich den Schutz derjenigen Menschen verstärken, die besonders gefährdet sind: Seniorinnen und Senioren sowie Leute mit Vorerkrankungen – rund ein Fünftel der Bevölkerung, wie der Gewerbeverband schätzt. Diese sollen zu Hause bleiben müssen und von Organisationen wie dem Zivilschutz oder der Spitex betreut werden. Begleitet werden müsse der neue Kurs von einer Test-Offensive: Infizierte und Menschen, mit denen diese in Kontakt waren, müssten aufgespürt, isoliert und betreut werden.
«Wir können nicht länger die gesamte Bevölkerung isolieren. Wir sollten uns auf den Schutz der verletzlichen Personen konzentrieren und diesen verbessern», sagt Bigler. Der Gewerbevertreter fordert eine offene Diskussion über die Rückkehr zur Normalität. Den detaillierten Fahrplan müsse man zwar von der weiteren Verbreitung des Corona-Virus abhängig machen. «Neben den epidemiologischen müssen aber auch wirtschaftliche Überlegungen einfliessen», fordert Bigler. Den heutigen Zustand über mehrere Wochen fortzuführen, sei wirtschaftlich nicht vertretbar.
Forderung umstritten
Am Dienstag hatte die SVP ähnliche Forderungen gestellt. Auch sie will nach dem 19. April die heutigen Arbeits- und Unterrichtsverbote schrittweise aufheben. Im Gegenzug soll das Tragen von Hygienemasken bei Kontakten zwischen Menschen vorgeschrieben werden. Laut Bigler haben sich Gewerbeverband und SVP nicht abgesprochen. Der SGV stehe in Kontakt mit einem Wirtschaftsberatungs-Unternehmen, das entsprechende Szenarien entwickle.
Auch der Wirtschafts-Dachverband Economiesuisse arbeitet zurzeit an Vorschlägen für die Ablösung der heutigen Notrechts-Massnahmen. Zurückhaltender zeigen sich mit Ausnahme der SVP die Bundesratsparteien: FDP-Fraktionschef Beat Walti mahnte gegenüber Radio SRF den Bundesrat, er müsse frühzeitig darlegen, bis wann er die heutigen Massnahmen aufrechterhalten wolle. Kritik am Vorpreschen der SVP kam von den Präsidenten der CVP und der SP.