- Die Weihnachtsbeleuchtung «AllerStern» in der St. Galler Altstadt soll auch heuer in Betrieb genommen werden. Andere Gemeinden verzichten – oder verkürzen.
- Im Gegenzug wird das St. Galler Gewerbe aufgefordert, auf die Beleuchtung der Schaufenster ausserhalb der Öffnungszeiten zu verzichten.
- Auch private elektrische Weihnachtsdekorationen seien zu unterlassen, schreibt der Stadtrat. Vorerst bleibt es aber bei einer Aufforderung.
Einen anderen Weg beschreitet die Stadt Romanshorn. Dort soll es in diesem Jahr keine Weihnachtsbeleuchtung geben. Die LED-Leuchten bräuchten im Verhältnis zwar nicht viel Strom, erklärt Joh van der Bie, Geschäftsleiter der Elektrizitätswerke Romanshorn, «aber in der Summe macht auch Kleinvieh viel Mist».
Ist also die Stadt St. Gallen nicht konsequent genug? Der zuständige Stadtrat Peter Jans verneint. Es gehe bei der Weihnachtsbeleuchtung darum, ein Zeichen zu setzen.
Wir wollen die Weihnachtsstimmung beibehalten und bringen so etwas Licht in die Stadt.
Die letzten zwei Jahre seien schwierig gewesen, sowohl für Geschäfte als auch für die Menschen. Darum habe der Stadtrat abgewogen und entschieden: «Wir wollen die Weihnachtsstimmung beibehalten und bringen so etwas Licht in die Stadt.»
Es steht allerdings noch offen, ob die beliebten Sterne für eine verkürzte Zeit die Altstadt zieren. Für eine solche Option haben sich bereits andere Schweizer Städte entschieden: Zürich, Bern, Luzern, Olten, Thun, Frauenfeld, Chur. Sie alle sprachen sich bereits für eine reduzierte Weihnachtsbeleuchtung aus, unter anderem Lichter löschen um 22 Uhr.
Die Meinungen auf der Strasse gehen auseinander
Stephan von Arx etwa meint, es gäbe so viele Sachen, die zusätzlich abgestellt werden könnten. Die Weihnachtsbeleuchtung schenke da nicht wirklich ein, meint der erfahrene Projektleiter. «Wenn LED-Technik zum Zug kommt, kann man die Weihnachtsbeleuchtung in abgespecktem Rahmen laufen lassen.»
Es ist eine spezielle Zeit und man soll die Leute aufmuntern.
Auch für Detailhandelsangestellte Ljiljana Nuic gehört die Weihnachtsbeleuchtung zu Weihnachten: «Es ist eine spezielle Zeit und man soll die Leute aufmuntern.» Hotelier Daniel Gmür hingegen findet, die Weihnachtsbeleuchtung brauche es nicht: Man könne ja mit einer Kerze oder einer Fackel herumlaufen.
In einer solchen Situation muss man sich aber fragen, was essentiell ist.
Für Esme Bueno, Sachbearbeiterin im Lebensmittelhandel, gehört die Beleuchtung zur Weihnachtsstimmung. «In einer solchen Situation muss man sich aber fragen, was essenziell ist.» Die Weihnachtsbeleuchtung sei zurzeit nicht das Wichtigste.
Stromsparziel des Bundes in Gefahr
Bettina Höchli erforscht das Verhalten von Konsumenten an der Universität Bern. Sie warnt, die Weihnachtsbeleuchtung wie gewohnt in Betrieb zu nehmen, könnte das Stromsparziel des Bundes gefährden. «Es wird ein Signal senden, egal ob die Beleuchtung abgestellt wird oder nicht.»
Es wird ein Signal senden, egal ob die Beleuchtung abgestellt wird oder nicht.
Der Rückhalt bei der Bevölkerung sei derzeit gross. Das gelte auch für die Einsicht, dass nun Strom gespart werden muss. «Es wäre schade, wenn eine Weihnachtsbeleuchtung diesen Rückhalt untergraben würde», so die Verhaltensökonomin.
St. Gallen spart an anderen Stellen
Peter Jans betont jedoch, dass die Stadt St. Gallen viele andere Massnahmen beschloss, die sichtbar seien. «Wir bringen an den Verwaltungsgebäuden keine Weihnachtsbeleuchtung an. Den Unterschied wird man registrieren.» Zusätzlich werde die öffentliche Beleuchtung reduziert.
Wir bringen an den Verwaltungsgebäuden keine Weihnachtsbeleuchtung an. Den Unterschied wird man registrieren.
Es dauert allerdings noch, bis die Leuchtsterne über den Köpfen der Passantinnen und Passanten glitzern und die Stadt St. Gallen in weihnachtliche Stimmung versetzen. In der Zwischenzeit ist für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.