Wer zu Weihnachten die Kirche besucht, den empfangen normalerweise nicht nur viele Kerzen, sondern auch Gesang. Im Pandemiejahr 2020 ist das Singen jedoch ausgerechnet zu Weihnachten verboten. Und das stösst in Kirchenkreisen auf Enttäuschung.
«Das ist dann ein sehr trauriges Weihnachtsfest.»
Thomas Halter etwa, Präsident des Schweizerischen Katholischen Kirchenmusikverbands, ist überzeugt: «Wenn die Gemeinschaft nicht mehr singen darf und einfach nur noch Stille herrscht, wird das im wahrsten Sinne Stille Nacht. Das ist dann ein sehr trauriges Weihnachtsfest.»
Weihnachten ohne gemeinschaftliches Singen, das wollen die drei christlichen Landeskirchen nicht hinnehmen. Deshalb haben sie dem Bundesrat diese Woche einen Brief geschrieben. Ihre Forderung: Er möge doch bitte über die Festtage Ausnahmen ermöglichen.
«Wir fragen, ob es möglich ist, dass wir singen können», erklärt Encarnación Berger-Lobato von der Schweizerischen Bischofskonferenz. «Mindestens im Aussenbereich und natürlich mit Maske, wenn nicht auch im Innenbereich mit entsprechendem Abstand.»
«Der Mensch lebt nicht vom Brot allein»
In gewissen katholischen Kirchgemeinden hat man zumindest bis letzten Sonntag noch gesungen. Die reformierten Kirchen dagegen verzichten laut Simon Hofstetter von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz bereits seit Ende Oktober aufs Singen.
Mit Blick auf Weihnachten hätten sich nun aber selbst unregelmässige Kirchgänger gemeldet: «Im Sinne von «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein» haben ganz viele den Wunsch an unsere Kirchen herangetragen, in Feier und Gesang Besinnlichkeit zu erleben und geistliche Nahrung empfangen zu können.»
Hoffnung auf ein nicht gänzlich stille Nacht
Die Kirchen bitten um Ausnahmen von Heiligabend bis zum 3. Januar. Das BAG warnt jedoch, gerade beim Singen könnten Aerosole das Virus übertragen.
Weiterhin bitten die Landeskirchen darum, dass zumindest in grossen Kirchen mehr als 50 Personen den Gottesdienst besuchen dürfen.
Simon Hofstetter argumentiert: «Wir haben ganz viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche, wo wir längst nicht die Restriktionen von 50 Personen haben, sondern wo viel mehr Personen in einem Ort zusammen sein dürfen. Daher haben wir uns erlaubt, diese Anfrage zu stellen.»
Nun warten die Kirchen auf eine Antwort des Bundesrats und hoffen auf eine doch nicht gänzlich stille Nacht.