Zwar ist er amtierender Schweizer Meister. Und doch könnte der Eissportverein Zug in den nächsten Monaten ins Schlittern geraten – aus finanziellen Gründen. Die Betreiberin des Eishockey-Stadions, die Kunsteisbahn Zug AG, muss derzeit den Liefervertrag für Strom neu verhandeln. Aktuell beläuft sich die Rechnung auf 400'000 Franken pro Jahr.
Im Extremfall droht laut Angaben der Stadt Zug eine Steigerung um das Siebenfache. Eine Steigerung, die auch der Hauptmieter des Stadions, der EV Zug, zu spüren bekäme, wie jüngst die «NZZ» berichtet hat.
Auf den Verein warte eine Herkulesaufgabe, sagt CEO Patrick Lengwiler. «Es ist für uns jedes Jahr eine riesige Herausforderung, ein ausgeglichenes Budget zu präsentieren.» Nach Corona komme nun bereits die nächste Krise auf den EVZ zu. «Das ist sehr unbequem.» Für den Betrieb des Stadions brauche es nun mal Strom, das lasse sich nicht ändern. «Wir können nicht 7000 Zuschauer auffordern, mit Kerzen herzukommen, damit wir Eishockey spielen können.»
Strombörse gleicht einer Achterbahnfahrt
Die explodierenden Strompreise machen nicht nur den Verantwortlichen von Profiklubs Sorgen. Auch Amateurvereine, die oftmals für jedes Training ein Eisfeld mieten müssen, dürften künftig stärker zur Kasse gebeten werden. Dies zeigt die Situation des Eissportzentrums in Burgdorf.
Die Entwicklungen des Strompreises erinnern derzeit an eine Achterbahnfahrt: «Es geht rauf und runter», sagt Rolf Grossenbacher, Verwaltungsratspräsident der Regionalen Eissportzentrum Emme AG. Im Moment gebe es ein Angebot von 60 Rappen pro Kilowattstunde. «Wir waren aber auch schon bei einem Franken.» Zum Vergleich: Mit dem momentanen Vertrag zahlt das Eissportzentrum 17 Rappen pro Kilowattstunde.
Es wird auf einen politischen Entscheid hinauslaufen, ob wir schliessen müssen oder nicht.
Wie in Zug steht auch in Burgdorf eine Vertragserneuerung an. Grossenbacher sagt: «Wir hoffen schwer, dass sich die Situation etwas beruhigt. Es wäre eine Katastrophe, wenn wir mit 60 Rappen abschliessen müssten.» So oder so sei klar: Den Aufschlag könne die Betreiberin nicht 1:1 auf die Vereine abwälzen – das wäre für diese finanziell nicht zu stemmen. Gefordert ist daher die Stadt Burgdorf als Hauptaktionärin der Eishalle. «Es wird auf einen politischen Entscheid hinauslaufen, ob wir schliessen müssen oder nicht», sagt Grossenbacher.
Springt die öffentliche Hand in die Bresche?
Ob allenfalls auch in Zug die Stadt als Hauptaktionärin der Kunsteisbahn Zug AG unter die Arme greift, ist aktuell offen. «Bis Ende April 2023 ist die Kunsteisbahn sicher noch liquid, selbst wenn es ab Januar höhere Strompreise geben sollte», sagt André Wicki, der Finanzchef der Stadt Zug. Mit einem Lichterlöschen rechnet er nicht. In den nächsten sieben Monaten werde man eine Lösung finden.
Der Artikel der «NZZ» suggeriert, bei der Führung der Kunsteisbahn Zug AG habe es Versäumnisse gegeben: Sie habe es verpasst, den Liefervertrag zu verlängern, als die Strompreise noch tiefer waren. André Wicki will von einer schlechten Vorbereitung allerdings nichts wissen. «Niemand von uns hat gewusst, dass der Ukraine-Krieg kommt», sagt er. «Nun braucht es eine Lösung auf übergeordneter Ebene.» Will heissen: Der Bund soll sich einschalten. Konkret denkt Wicki an eine Deckelung des Strompreises. «Damit wir die schwierige Zeit überbrücken können.»