Samstagmorgen, Nebel über St. Moritz. Kühle Temperaturen bestimmen das Wetter. Dennoch herrscht reges Treiben in der Signalbahn, die die Besucher zur Corviglia bringt. Skifahrerinnen, Snowboarder und Freestyle-Fans – manche in Skischuhen, andere in Turnschuhen – machen sich auf den Weg. Die einen, um Ski zu fahren, die anderen, um die Freestyle-Athleten anzufeuern.
Wenn in St. Moritz ein Grossanlass stattfindet, darf auch die lokale Prominenz nicht fehlen: Die Bündner Schlagersängerin Marianne Cathomen ist als Sponsorin vor Ort. Sie geniesse es, gemeinsam mit den Schweizer Athleten zu feiern. «Es ist grossartig, Teil dieser Atmosphäre zu sein», sagt sie mit einem Lächeln.
Trotz der eindrucksvollen Atmosphäre bleibt der Andrang insgesamt überschaubar. Einige Hundert stehen im Zielbereich der Skicross-Strecke und beobachten, wie sich das Schweizer Team die Goldmedaille sichert. Das gleiche Bild ein paar Hundert Meter weiter beim Snowboard-Parallelslalom-Finale.
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Bild 1 von 2. Die Zieleinfahrt der Skicrosser am letzten Samstag ... Bildquelle: SRF/Sandro Oertli.
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Bild 2 von 2. ... auch beim Snowboard-Parallelslalom-Finale hält sich der Andrang in Grenzen. Bildquelle: SRF/Sandro Oertli.
Auch im Tal ist vom Grossanlass wenig zu spüren: Der Verkehr bleibt ruhig, in St. Moritz flanieren vor allem gewöhnliche Touristinnen und Touristen, die die Stadt erkunden.
Internationale Gäste und enttäuschte Erwartungen
Unter den Besuchern sind viele internationale Gäste – bei rund 1500 Athletinnen und Athleten aus 40 Nationen wenig überraschend.
Ein deutsches Ehepaar ist angereist, um die Skicrosserin Daniela Maier, dessen Patentochter und frisch gebackene Bronzemedaillengewinnerin, zu unterstützen. «Ein grosses Highlight für uns», sagen sie stolz.
Abseits der emotionalen Momente bleibt der grosse Ansturm aus. Zwar flattert im Zielbereich der Skicross-Strecke ein farbenfrohes Meer aus Flaggen – von der Schweiz über Japan bis in die USA –, doch die Ränge sind nur spärlich gefüllt. Insbesondere im Vergleich zu anderen alpinen Sportveranstaltungen in der Region.
Einer, der die Atmosphäre dennoch geniesst, ist der japanische Sponsor Akihiko Takada. Er schätzt besonders «das gute Essen, den Schnee und die Berge» im Oberengadin.
Am Abend spielt der niederländische DJ Sam Feldt. Das Festgelände ist jedoch überraschend schwächer besucht als erwartet. Nur wenige Hundert Gäste – Athleten, Helfer und Fans – feiern auf dem Gelände der Olympiaschanze. Das Personal an den Food- und Getränkeständen hat entsprechend wenig zu tun.
Veranstalter auf Konzerteinnahmen angewiesen
Die geringe Besucherzahl hat bei einigen Festbesuchern Enttäuschung ausgelöst. Ein Besucher aus Zürich sagt: «Ich finde es mega cool, aber bin enttäuscht, wie wenig Zuschauer hier sind. Ich hoffe, dass es für die Organisatoren finanziell trotzdem aufgeht.»
Tatsächlich sind die Einnahmen aus den Konzerten für die Veranstalter der Freestyle-WM von grosser Bedeutung. Sie zählen neben den Geldern der Oberengadiner Gemeinden und den Sponsoren zu den wichtigsten Einnahmequellen.
Auch die Athleten geniessen die Abende im Festival Village. Skicross-Weltmeisterin Fanny Smith, die gleich zweimal für die Schweiz auf dem Podest stand, feiert ihre Erfolge und betont, wie viel Spass das Team im Engadin hat. «Die letzten Tage waren einfach Wahnsinn», sagt sie.
Die Bilanz nach einem Tag an der Freestyle-WM im Engadin: Das Publikum ist zwar vielfältig, doch allzu viele sind es bislang nicht. Ob die Besucherzahlen in den kommenden Tagen noch steigen und die erhoffte Marke von 70'000 erreicht wird, bleibt abzuwarten.