Es ist wie eine Mischung aus Tetris und Lego: In der riesigen Endmontage-Halle im Airbus-Werk in Toulouse wird der erste von zehn Airbus A350 der Swiss zusammengebaut. Die verschiedenen Elemente wie Flügel, Rumpfteile, Höhen- und Seitenleitwerk kommen via Beluga-Frachtflugzeug, Schiff oder Lastwagen aus Airbus-Produktionsstätten in ganz Europa nach Toulouse zur Endmontage.
Ein Viertel weniger CO₂-Ausstoss
Der A350 ist der neue Stolz des Flugzeugbauers. Neue Triebwerke und ein neuer Kohlefaser-Rumpf sorgen laut Airbus dafür, dass der Jet ein Viertel weniger CO₂ ausstösst und halb so laut ist.
Bei der Swiss ist die Vorfreude auf den neuen Langstreckenflieger gross. «Der A350 ist ein topmodernes Flugzeug. Es verbraucht rund ein Viertel weniger Treibstoff und es ist das erste Mal in der Geschichte der Swiss, dass wir nicht nur ein fabrikneues Flugzeug haben, sondern auch eine fabrikneue Kabinenausstattung», sagt Swiss-Mediensprecher Michael Pelzer.
Probleme bei neuen Modellen
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass neue Jets verschiedener Hersteller weltweit für Probleme sorgten.
In der Boeing 787, auch Dreamliner genannt, überhitzten mehrfach Lithium-Ionen-Batterien und fingen Feuer. Dies führte im Januar 2013 zu einem mehrmonatigen weltweiten Grounding der gesamten Dreamliner-Flotte.
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Bild 1 von 3. Der erste von zehn A350: Läuft alles nach Plan, erhält die Swiss bis Ende des Jahres eine zweite Maschine... Bildquelle: SRF/Tobias Widmer.
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Bild 2 von 3. ... doch Lieferkettenprobleme und Verzögerungen sind bei grossen Flugzeugherstellern – nicht nur bei Airbus – auch nach Corona noch an der Tagesordnung. Bildquelle: SRF/Tobias Widmer.
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Bild 3 von 3. Der A380-Jet ist der neue Stolz von Airbus: Neue Triebwerke und ein neuer Kohlefaser-Rumpf sorgen laut Airbus dafür, dass der Jet ein Viertel weniger CO₂ ausstösst und halb so laut ist. Bildquelle: SRF/Tobias Widmer.
Die Boeing 737 Max hatte mit einem fehlerhaften Flugsteuerungssystem zu kämpfen, das in Kombination mit mangelhafter Schulung der Piloten zu zwei Abstürzen mit 346 Todesopfern führte. Dieser Flugzeugtyp wurde ebenfalls vorübergehend weltweit gegroundet.
Der Airbus A220 hatte wiederholt Probleme mit den Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney. 2019 musste die Swiss alle Maschinen des Typs über Nacht grounden und prüfen. Ein plötzlicher Triebwerksausfall führte auch im vergangenen Dezember zu einer Notlandung in Graz, nach welcher ein Besatzungsmitglied verstarb. Die Ursache wird derzeit in den USA untersucht.
Die Unzuverlässigkeit der neuen Technologie sorgt dafür, dass viel mehr Flugzeuge am Boden stehen.
Aengus Kelly, CEO des weltgrössten Flugzeug-Leasingunternehmens AerCap, wirft den Flugzeugherstellern wiederholt in Interviews vor, dass diese unter dem wirtschaftlichen Druck ihre neuen Modelle zu schnell entwickelten. «Die Unzuverlässigkeit der neuen Technologie sorgt dafür, dass viel mehr Flugzeuge am Boden stehen. Sie verbringen also mehr Zeit im Wartungshangar als ihre Vorgänger», sagt Kelly im «Aviation Leaders Report 2025» von KMPG Irland.
Neue Flugzeugtypen zeichnen sich nicht nur durch fortschrittlichere Technologien aus, sie sind auch viel effizienter.
Julien Puyou, Chef des Grossraumflugzeug-Programms bei Airbus, widerspricht: «Neue Flugzeugtypen zeichnen sich nicht nur durch fortschrittlichere Technologien aus, sie sind auch viel effizienter. Die Betriebszuverlässigkeit des A350 ist die höchste auf dem Markt und übertrifft alle Flugzeuge, die er ersetzt hat.»
Grosse Nachfrage
Die Auftragsbücher bei Airbus sind randvoll. Von weltweit 1344 bestellten A350 sind bis heute 642 ausgeliefert.
Derjenige für die Swiss soll im Sommer fertig sein. Lieferkettenprobleme sind an der Tagesordnung. Man wolle die Produktion steigern, sagt Airbus-Manager Julien Puyou: «Wir haben das ehrgeizige Ziel, im Jahr 2028 zwölf Flugzeuge pro Monat zu bauen.»
Läuft alles nach Plan, erhält die Swiss bis Ende des Jahres eine zweite Maschine. Bis 2031 sollten dann alle zehn A350 zum Fliegen kommen.