Testen ist eines der zentralen Mittel im Kampf gegen Corona. Wer Symptome hat, soll sich testen lassen. Dies gilt jedoch nicht für alle. Schweizweit sind unter den positiv getesteten Fällen kaum Kinder. Lediglich etwa ein Prozent aller positiv getesteten Personen sind jünger als 10 Jahre. Das Bundesamt für Gesundheit rät deshalb: Kinder mit leichten Symptomen nicht immer zu testen.
BAG: Testkriterien für Kinder und Jugendliche mit Symptomen
Kinder weisen oft Erkältungssymptome wie eine laufende Nase, Husten oder erhöhte Temperatur auf. Zudem sind die Tests eine Belastung für die Kinder und bringen Eltern in Zugzwang. Sie müssen in Quarantäne, bis das Resultat vorliegt.
Kinder haben sehr häufig Infekte der oberen Atemwege mit Schnupfen oder Halsschmerzen.
Unter 12-Jährige können bei leichten Symptomen wie beispielsweise Schnupfen auf einen Test verzichten, empfiehlt auch der Berufsverband der Kinderärzte. «Wir dürfen nicht vergessen, dass Kinder sehr häufig Infekte der oberen Atemwege haben mit Schnupfen oder Halsschmerzen», sagt Marc Sidler, Präsident Kinderärzte Schweiz.
«Testkriterien sollten für alle gleich sein»
Die Empfehlungen des BAG lösen jedoch bei gewissen Fachpersonen Kritik aus. Auch Epidemiologin Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf kritisiert diese Praxis. Sie sieht ein Problem darin, andere Regeln auf unterschiedliche Altersgruppen anzuwenden.
Die Testkriterien sollten auf alle Altersgruppen gleich angewandt werden.
Kinder unter 12 Jahren sollten genauso getestet werden wie Erwachsene. «Ich denke, die Testkriterien sollten auf alle Altersgruppen gleich angewandt werden.» Denn: Bisher gäbe es kaum aussagekräftige Forschung zur Rolle der Kinder in der Pandemie. «Wir hatten kaum Studien, die eben zu dem Zeitpunkt durchgeführt wurden wie jetzt, wo wir steigende Inzidenz haben und gleichzeitig die Schulen wieder öffnen und Kinder viele Kontakte haben.»
Die Epidemiologin fordert also die Rolle der Kinder bei steigenden Fallzahlen besser zu erforschen. Und mehr zu Testen als die BAG-Richtlinien dies fordern.
«Kinder sind nicht schwer betroffen»
Anderer Meinung ist Infektiologe Christoph Berger, der involviert war bei der Ausarbeitung der BAG-Richtlinien. Er leitet die Infektiologie des Kinderspital Zürich. «Die Kinder sind in dieser Covid-Pandemie nicht schwer betroffen, sie stecken Kinder nicht an, sie werden von den Erwachsenen angesteckt.» Das sei die Grundlage, dass sie überzeugt die Schulen wieder geöffnet hätten.
An die BAG-Richtlinien hält sich auch Kinderarzt Marc Sidler bei seinen Entscheidungen. Und er sieht die Verantwortung auch bei den Eltern. Auch ob es im familiären Umfeld oder schulischen Umfeld bereits positive Corona-Testergebnisse gibt, kann das weitere Vorgehen bestimmen. «Letztendlich soll der Entscheid, ob ein Test durchgeführt wird, durch den behandelnden Arzt oder Ärztin gemeinsam im Gespräch mit den Eltern gefällt werden.»