Ein Jugendlicher kommt zur Schulsozialarbeiterin ins Einzelgespräch und erzählt von seinen Suizidgedanken. Anschliessend kommt ein Kind vorbei, dass der Schulsozialarbeiterin anvertraut, dass es Zuhause seit längerem geschlagen wird. Bei der nächsten Beratung kommt eine Jugendliche, bei der die Frage nach sexuellem Missbrauch im Raum steht.
Sind die Kinder länger einer solchen Situation ausgesetzt, können sie sich nicht entfalten.
Es sind happige Fälle, welche die Gemeinde Nidau im Berner Seeland kürzlich in einem Bericht veröffentlichte. «Ja, die Bandbreite der Fälle, die wir bearbeiten, ist gross und das ist eine grosse Herausforderung», sagt Schulsozialarbeiterin Vera Meier.
Suizidgedanken, Gewalt oder sexuelle Übergriffe seien existenzielle Probleme. «Sind die Kinder länger einer solchen Situation ausgesetzt, können sie sich nicht entfalten – schulisch oder später im Leben.» Die Idee der Schulsozialarbeit sei es, möglichst früh zu helfen, dass solch krasse Fälle möglichst gar nicht erst entstehen, so Meier.
Früh helfen war in letzter Zeit nicht mehr möglich. Seit die Schulsozialarbeit in Nidau vor sechs Jahren eingeführt wurde, gab es stetig mehr Fälle zu bearbeiten. Nun stockt die Gemeinde aufs nächste Jahr die Schulsozialarbeit für ihre drei Schulhäuser auf. Von 105 auf 150 Stellenprozente.
Um die Aufstockung zu begründen, hat die Gemeinde aufgelistet, was sich in den Schulen verbessert hat, seit die Schulsozialarbeit im Einsatz ist. Es gebe zum Beispiel weniger Mobbingfälle, weniger rassistische Auseinandersetzungen, weniger Gewalt, mehr Akzeptanz gegenüber Kindern mit Behinderungen und weniger Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Sogar die Schulleistung wurde besser
Grundsätzlich könnten sich Lehrerinnen und Lehrer dank der Schulsozialarbeit wieder mehr auf den Unterricht konzentrieren, sagt Schulleiterin Barbara Moser.
Und sogar die Schulleistungen seien dank der Schulsozialarbeit besser geworden: «Wenn sich die Schülerinnen wohlfühlen, können sie sich entwickeln.» Die Schulsozialarbeit bewirke ein Umlenken der Energie. Weg von den ungesunden Gefühlen hin zu Motivation und Lernbereitschaft. «In diversen Fällen konnten Schülerinnen dann auch in ein höheres Niveau wechseln.»