SRF News: Welches Anforderungsprofil muss der neue Parteipräsident oder die neue Parteipräsidentin erfüllen?
Magdalena Martullo-Blocher: Ein sehr grosses. Wir sind die grösste Partei. Das ist sehr anspruchsvoll in der Führung. Man muss Kantonalparteien aufbauen und führen können. Motivieren, aber auch streng sein. Und die Wähler mobilisieren. Dazu kommt, dass man Deutsch und Französisch können und von der Bundespolitik eine Ahnung haben muss. Parlamentarier sind hier sicher bevorzugt – wobei es aber nicht Pflicht ist. Wichtig ist, dass man Zeit hat und das Engagement mitbringt, sich voll einzubringen.
Wie steht es um die Parteilinie? Soll so weitergefahren werden wie unter Albert Rösti oder möchten Sie etwas verändert haben?
Wir wollen keine politische Neuausrichtung, sondern vermehrt an den Strukturen arbeiten: in den Kantonen, vor allem aber auch in der Westschweiz, wo wir nach wie vor schwach aufgestellt sind.
Politisch werden wir uns nicht in eine ganz andere Richtung bewegen.
Aber auch dort, wo wir gut aufgestellt sind, ist es wichtig, dass wir uns nicht zurücklehnen, sondern dranbleiben. Aber politisch werden wir uns nicht in eine ganz andere Richtung bewegen, das ist nicht unsere Absicht.
Man hat den Eindruck, dass ein Röstigraben durch die Partei geht.
Ich sehe keinen Röstigraben. Aber ich sehe, dass wir in der Westschweiz noch immer schwächer sind. Wir sind ursprünglich eine Deutschschweizer Partei. Dort sind wir stark. In der Westschweiz haben wir es noch nicht geschafft, die Strukturen zu schaffen.
Unsere bekanntesten Exponenten sind Deutschschweizer.
Obwohl die Themen – zum Beispiel unsere Wirtschaftspolitik aber auch die Zuwanderung – dort viel Anklang finden. Aber viele kennen sie gar nicht. Wir sind zu wenig präsent, wir kommunizieren zu wenig. Unsere bekanntesten Exponenten sind Deutschschweizer. Darum ist es wichtig, dass wir vermehrt in der Westschweiz präsent sind.
Welches sind die fünf wichtigsten politischen Themen der nächsten Jahre?
Der Rahmenvertrag mit der EU und die Zuwanderung mit der Begrenzungsinitiative. Wir werden auch das Gesundheitswesen, die Altersvorsorge und die Sozialpolitik reformieren müssen. Wir müssen zudem schauen, dass mit der starken grünen Vertretung im Parlament die Abgaben nicht immer mehr steigen und die Regulierung stärker wird. Es gibt viel zu tun, wahrscheinlich werden wir auch Referenden ergreifen müssen. Und da sind auch die Kantonalsektionen gefragt.
Sie werden als mögliche künftige Parteipräsidentin gehandelt. Kommt das für Sie in Frage?
Ich bin internationale Unternehmerin. Schon das Nationalratsmandat ist für mich eine grosse zusätzliche zeitliche Belastung. Ich bin zudem bereits auf nationaler und kantonaler Ebene in der Partei engagiert.
Das Parteipräsidium kommt für mich aus zeitlichen Gründen nicht in Frage.
Ich sehe es zeitlich nicht, dass ich in die Regionen oder die Westschweiz reisen könnte. Das kommt für mich aus zeitlichen Gründen nicht in Frage. Aber als Vize-Präsidentin kümmere ich mich jetzt um die Nachfolge.
Wäre es nicht an der Zeit, dass eine Frau die Parteileitung übernimmt?
Da sind wir offen. Wir haben gute Frauen, wir haben gute Männer. Wichtig ist, dass das Profil möglichst gut erfüllt ist, und dass jemand bereit ist, sich voll einzusetzen.
Die Fragen stellte Brigit Weibel.