In Zürich soll Werbung künftig nur noch für das lokale Gewerbe, die öffentliche Hand und für politische Zwecke erlaubt sein. Linke Parteien argumentieren, Werbung manipuliere, steigere den Konsumdruck und schade der Lebensqualität. Bürgerliche Parteien lehnen das Verbot als Angriff auf Freiheit und Wirtschaft ab.
Auf Instagram hat die SRF-Community mit über 200 Kommentaren über die wichtigsten Argumente debattiert. Ein kleiner Teil der Community feiert das Vorhaben als längst überfälligen Schritt gegen Konsumdruck und Aufmerksamkeitsraub. Die brasilianische Metropole São Paulo sei eine Musterschülerin: Da funktioniere es schon wunderbar, und die Stadt sei nicht zugemüllt mit riesigen Werbeplakaten, schreibt ein User. 2007 hat der Bürgermeister ein strenges Verbot von Aussenwerbung eingeführt. Als würde jemand den Werbeblocker eines Browsers in der ganzen Stadt aktivieren.
Auch könne Werbung manipulativ wirken, führen Befürworterinnen und Befürworter an. Vulnerable Gruppen, wie Kinder, seien davon besonders stark betroffen. «Was mich nervt, ist die manipulative Wirkung, beispielsweise auf Kinder. Und auch bei Werbung für Raucherwaren und Alkohol», kommentiert ein User.
Eigenverantwortung und Kunst
Gegenruder geben Nutzerinnen und Nutzer, die in dem Verbot eine «Entmündigung» sehen. «Sorry, aber wie wäre es mit Eigenverantwortung, oder ist der Mensch nicht mehr fähig dazu?», fragt eine Userin. Dem stimmen viele zu – jeder entscheide selbst, was er oder sie konsumieren möchte. Werbung sei ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft.
Manche Stimmen verteidigen Werbung als kulturellen Leuchtturm: «Werbung ist seit jeher eine Kunstform. Das darf man nicht einfach so als böse deklarieren», heisst es in einem Kommentar. Auch der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen sorgt für Unmut. Werbung schaffe Jobs – sowohl für die werbenden Firmen als auch für die Hersteller der Werbeträger.
Lieber Plakate als Algorithmen?
Es gibt auch Stimmen aus der Community, die Werbung zwar kritisch sehen, Plakatwände in der Öffentlichkeit aber das kleinere Übel betrachten. «Habe lieber die Werbung im öffentlichen Raum als online», schreibt eine Userin und erhält dafür über 200 Likes. Eine andere Userin warnt, dass ein Verbot eine Verschiebung in den digitalen Raum bedeute. «Meta reibt sich die Hände.»