5G – nein danke! Gleich zwei Kantone treten bei der neuen superschnellen Handy-Technologie auf die Bremse. Genf und Waadt haben eine Motion für ein 5G-Moratorium überwiesen. Sie wollen vor einem Entscheid einen Bericht des Bundes abwarten, der im Sommer publiziert werden soll.
«Man weiss viel zu wenig über die Auswirkungen von 5G», sagt Raphael Mahaim. Der grüne Kantonsrat aus Lausanne hat den Vorstoss im Kanton Waadt eingereicht. «Bevor man überhaupt anfängt, diese Antennen zu errichten, braucht es viele oder mehrere wissenschaftliche Studien.» Solange die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit nicht dokumentiert seien, müsse man sehr vorsichtig sein.
Unsere Erkenntnisse zeigen nicht, ob 5G gefährlich oder nicht gefährlich ist.
Ob der Bericht des Bundesamts für Umwelt (Bafu) das leisten kann, ist fraglich. Paul Steffen ist Vizedirektor des Bafu und Leiter der Arbeitsgruppe, die den Bericht publizieren soll. Er relativiert: Ziel der Arbeitsgruppe sei es, Fakten zusammenzutragen und für Wissen zu sorgen. «Unsere Erkenntnisse zeigen aber nicht, ob 5G gefährlich oder nicht gefährlich ist.»
Vergleich mit Einführung der Mikrowelle
Dass die Bedenken gegenüber 5G gross sind, kann Psychologe und Risiko-Forscher Renato Frey von der Universität Basel gut nachvollziehen. «Bei der Abwägung von Risiko seien vor allem zwei Faktoren entscheidend: einerseits wie neu etwas ist, wie viel man darüber weiss. Andererseits wie bedrohlich etwas ist, und das hängt vor allem davon ab, wie viele Menschen davon betroffen sind.»
Die Skepsis gegenüber 5G sei vergleichbar mit derjenigen bei der Einführung der Mikrowelle in den 60er-Jahren, sagt Frey. Diese galt zwar als revolutionäre Technologie, aber es mangelte an Erfahrungswerten aus Alltag und Wissenschaft. Deshalb haben viele Menschen das Gerät als riskant wahrgenommen. «Mit der Erfahrung hat sich das geändert, die Leute haben sich daran gewöhnt, gemerkt, dass die Mikrowelle keine gesundheitsschädigende Wirkung hat.»
So könne es gut sein, dass sich auch bei 5G die Wahrnehmung ändert, sagt Frey. «Aus der psychologischen Forschung weiss man, dass Leute durchaus Risiken eingehen, sobald der erwartete Nutzen die potentiellen Risiken übersteigt.»