So wie es derzeit aussieht, wird auch im Frühling 2022 nichts mit der Basler Fasnacht. Die grossen Umzüge am Montag- und Mittwochnachmittag wurden abgesagt und ob es einen Morgenstraich gibt oder sonstige Fasnachtsaktivitäten, das steht in den Sternen. Derzeit laufen in Basel deshalb hitzige Diskussionen, ob man die Fasnacht nicht in den Sommer verschieben soll.
Denn bei den Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern macht sich Frust breit, insbesondere auch bei den ganz Jungen: «Ich habe mich die ganze Zeit gefreut, dann wurde die Fasnacht einfach abgesagt. Nun hoffe ich, dass in diesem Jahr die Fasnacht doch noch stattfindet», sagt Lorena Krenger, Tambourin bei der Fasnachtsclique VKB. Besonders frustrierend für Lorena ist, dass sie zwar immer fleissig geübt hat, aber noch nie eine Fasnacht als aktive Trommlerin erleben durfte.
Philipp Wingeier, Trommelinstruktor der VKB bestätigt, dass bei vielen Jungen die Motivation nach zwei fasnachtsfreien Jahren gesunken ist. «Die Kinder haben irgendwie kein Ziel. Sie wollen endlich mal an einer Fasnacht trommeln und ihre Larven anziehen.» Wegen Corona findet jedoch derzeit nicht einmal die gewohnte Trommellektionen in Gruppen statt. Sorgen macht man sich bei der VKB, der ältesten Basler Fasnachtsclique derzeit auch um die Zukunft.
Während sich in normalen Jahren nach einer Fasnacht um die 15 Kinder für Trommel- oder Piccolo-Lektionen angemeldet haben, fehlen diese Anmeldungen in den letzten Monaten. «Wir wollen ja auch jüngere Kinder ansprechen. Diese haben aber gar keinen Bezug mehr zur Fasnacht. Das ist ganz schwierig», sagt Sybille Baltisberger, Obfrau der Jungen Garde bei den VKB.
Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft wirklich Schwierigkeiten haben werden, diese Löcher beim Nachwuchs zu stopfen.
Beim Fasnachts-Comité, welche einen grossen Teil der Basler Fasnacht organisiert, ist man sich des Problems bewusst. Schon im letzten Jahr hat man dort versucht, mit verschiedenen Aktionen, die Kinder bei der Stange zu halten und ihnen eine Perspektive zu geben – sei es mit einem Fasnachtsrundgang, den die Jungen Garden gestaltet hatten oder mit einem kleinen Umzug im Herbst letzten Jahres.
«Die Fasnacht wird nicht sterben, aber wir haben tatsächlich Junge Garden, die sich durchbeissen müssen. Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft wirklich Schwierigkeiten haben werden, diese Löcher beim Nachwuchs zu stopfen», sagt Kathrin von Bidder Spichty, die beim Fasnachts-Comité für den Nachwuchs verantwortlich ist.
Um die Jungen wirklich begeistern zu können, braucht es unbedingt wieder eine Fasnacht mit allem drum und dran. Dies wissen auch die Wagencliquen, die mit ihren Waggis-Wagen nur an den Umzügen am Montag- und Mittwochnachmittag unterwegs sind und besonders unter einer Absage der sogenannten Cortèges leiden. Vielen Wagencliquen würde langsam der Schnauf ausgehen, sagt Daniel Cenci, der im Vorstand der Interessengemeinschaft der Wagen-Cliquen sitzt.
Fasnacht im Sommer, damit das Feuer nicht ganz erlischt
Ohne Fasnacht fehle nicht nur der Nachwuchs, sondern oft auch Gönner und Sponsorinnen, welche die Kosten für Standplätze und Unterhalten mittragen. Cenci kann sich deshalb eine Verschiebung der Fasnacht in den Sommer sehr gut vorstellen. «Dann legen wir halt einen Pulli weniger an. Wir wären dabei.» Über die Frage, ob es nicht auch im Sommer Umzüge geben kann, wird in Basel derzeit heftig diskutiert. Während für Fasnachtspuristen eine Verschiebung unter keinen Umständen infrage kommt, sind andere offener. Dies vor allem auch, um die Jungen wieder ins Boot zu holen, damit bei ihnen das «Fasnachtsfeuer» nicht ganz erlischt.