Es ist die nächste bittere Pille für den Schweizer Leichtathletikverband an Olympia: Nach der «Leistungs-Sugus»-Affäre um den Hürdenläufer Kariem Hussein macht erneut ein skurriler Ausschluss wegen Dopingvorwürfen Schlagzeilen: Alex Wilson, der eben noch mit einem inzwischen aberkannten Fabelrekord über 100 Meter auf sich aufmerksam machte, wird in Tokio nicht antreten können.
Die Erklärung des besten Schweizer Sprinters der Geschichte: zu viel Rindfleisch. «Ich bin in ein Restaurant gegangen, habe nicht weiter überlegt und einfach Fleisch gegessen. Ich kann nicht immer nachfragen, ob das Fleisch jetzt Bio ist oder nicht.»
Steroid wird in Rindermast eingesetzt
Nachgewiesen wurde dem Schweizer Rekordhalter über 100 und 200 Meter die verbotene Substanz Trenbolon, ein anaboles Steroid, das dem Muskelaufbau und der Leistungssteigerung dient.
Doch wie glaubwürdig ist die Argumentation des Schweizer Top-Sprinters? Für Samuel Mettler, Experte für Sporternährung und Dozent an der Fachhochschule Bern, ist das schwierig zu beantworten.
Grundsätzlich könnten derartige Substanzen über den Fleischverzehr in den Körper gelangen. «Diese Gefahr besteht zu einem gewissen Grad in Ländern, in denen diese Substanzen in den Mastbetrieben eingesetzt werden», so Mettler, der selbst Profi-Sportler und -Sportlerinnen berät.
Schwierige Beweisführung für Wilson
Auch für Nicht-Olympioniken interessant: Bei Schweizer Fleisch sei dies nicht der Fall. In den USA wird Trenbolon verbreitet in der Rindermast eingesetzt, damit die Tiere mehr Fleisch ansetzen. Auch in Südamerika und Asien kommen anabole Steroide in der Fleischproduktion zum Einsatz – legal, aber teils auch illegal.
Fest steht für Mettler: «Eine Beweisführung für die eigene Unschuld ist für Alex Wilson nahezu unmöglich.» Dafür bräuchte es eine entsprechende Probe aus dem Restaurant, in dem der Sprinter das kontaminierte Fleisch gegessen haben will.
«Umgekehrt ist die Situation für die Dopingbekämpfung. Sie muss hier strikt sein: Denn sonst würde man Betrug Tür und Tor öffnen. Es könnte ja jeder Athlet einen positiven Dopingbefund auf irgendeinen Fleischkonsum abwälzen.»
Ob Sportler oder nicht: Wer als Konsument sicher sein möchte, keine anabolen Steroide zu sich zu nehmen, sollte am besten auf Bio-Fleisch setzen. «Man sollte auf die Herkunft des Fleisches achten», rät der Ernährungsexperte. «Also darauf, dass es aus qualitativ guter Produktion kommt. Dann kann es nahezu ausgeschlossen werden, dass man diese Substanzen zu sich nimmt.»
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