Seit über zehn Jahren wird um den Windpark Grenchenberg gestritten. Sechs Windturbinen auf dem Grenchenberg im Solothurner Jura sollten jährlich rund 30 Gigawattstunden Strom produzieren. Das entspricht zwei Dritteln des Energieverbrauchs der Stadt Grenchen mit knapp 18'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Aber im November 2021 entschied das Bundesgericht, dass der Windpark kleiner werden muss. Nur vier statt sechs Windturbinen sind erlaubt, zum Schutz der Vögel.
Nun haben die städtischen Werke Grenchen (SWG) entschieden, dass sie das Projekt trotz der angeordneten Redimensionierung weiterverfolgen. In all den Jahren, in denen sich die Energieversorgerfirma mit Naturschutzverbänden gestritten hat, seien die Windanlagen moderner geworden. Die Windverhältnisse auf dem Grenchenberg seien weiterhin gut, im internationalen Vergleich sogar überdurchschnittlich, hält die Firma fest. Der Park soll realisiert werden.
«Mit aktuellen Windenergieanlagen lässt sich an vier Standorten annähernd gleich viel erneuerbarer Strom produzieren wie mit der vorherigen Generation an den ursprünglich geplanten sechs Standorten», schreibt die SWG in ihrer Mitteilung. Die technische Entwicklung der Windturbinen habe grosse Fortschritte gemacht. «Inzwischen ist eine neue Generation von Windenergieanlagen mit rund 30 Prozent höherer Leistung erhältlich». Der Windpark auf dem Grenchenberg könne auch so wirtschaftlich betrieben werden.
Inzwischen ist eine neue Generation von Windenergieanlagen mit höherer Leistung erhältlich.
Für die bewilligten vier Standorte müsse man rund 34 Millionen investieren, hält die SWG fest. Das ist etwa gleich viel wie von Anfang an geplant. Damit leiste die SWG einen Beitrag an das Gelingen der Energiewende.
Ganz so einfach ist das Ganze natürlich nicht. Das Baugesuch ist vor Verwaltungsgericht noch hängig. Es wird nun mit den Auflagen des Bundesgerichts ergänzt oder allenfalls neu eingegeben. Parallel dazu bestellt die Firma bereits die Windanlagen, so «dass der Windpark aus heutiger Sicht 2025 in Betrieb gehen kann», sagt SWG-Geschäftsleiter Per Just. «Am Ende ihrer Lebensdauer können die Windenergieanlagen vollständig rückgebaut und recycelt werden», versichert die Stromversorgerin.
7 Millionen Franken und Durchhaltevermögen
Das Bundesgerichtsurteil sei eine gute Nachricht mit Wermutstropfen, findet Geschäftsleiter Per Just. Über die 15 Jahre habe die Entwicklung des Projekts die Firma rund sieben Millionen Franken gekostet. Die Planungsvorgaben müssten noch deutlich einfacher werden, wenn man die Energiewende schaffen will, findet Just. Der Bundesrat habe angekündigt, dass er die bisherigen Vorgaben vereinfachen wolle.
Ob für immer vier, wie vom Bundesgericht genehmigt, oder dann doch einmal sechs Windanlagen auf dem Grenchenberg stehen werden, lässt Per Just noch offen. Es hätten noch zwei weitere Windräder Platz, der Abstand zu den Brutplätzen der Vögel wäre gross genug, sagt er. Die Vorstellung von sechs Windturbinen will man bei der SWG deshalb noch nicht ganz aufgeben. Man starte parallel zum geplanten Windpark Abklärungen für zwei weitere Windräder in der Nähe, sagt Just gegenüber SRF.