- Zwei Schweizer sollen mit dem Wiener Attentäter in Kontakt gestanden haben. Die Kantonspolizei Zürich hatte die beiden am Dienstag in Winterthur festgenommen.
- Justizministerin Karin Keller-Sutter bezeichnete den 18- und den 24-Jährigen als «Kollegen» des Attentäters, die sich auch physisch getroffen hätten.
- Recherchen von SRF haben nun ergeben, dass es sich beim Älteren um jenen Mann handelt, der sich in der Türkei niederlassen hatte und von dort wegen Terrorverdachts ausgewiesen worden war. Der Fall hatte Anfang Jahr für Aufsehen gesorgt, da anfänglich von «IS-Rückkehrern» die Rede war.
Kurz vor 17 Uhr setzte die Maschine der Turkish Airlines am 2. Januar in Zürich-Kloten auf – und auf eine junge Familie an Bord wartete am Flughafen bereits die Polizei.
Das Schweizer Paar mit ihrem Baby reiste nicht freiwillig in die Heimat zurück. Die türkischen Behörden hatten die Konvertiten rund eine Woche zuvor festgenommen. Es handle sich um ausländische Kämpfer einer Terrororganisation, gab das Innenministerium bekannt.
Bundesanwaltschaft: Keine IS-Rückkehrer
In Zürich wurde das Paar befragt, die Bundesanwaltschaft (BA) eröffnete Strafverfahren wegen Verdacht auf Verstoss gegen das IS-Gesetz. Die BA stellte schon damals klar: Die Beschuldigten hätten sich nicht beim sogenannten «Islamischen Staat» (IS) aufgehalten, seien weder in Syrien noch Irak gewesen, es handle sich also nicht um «IS-Rückkehrer», wie zunächst spekuliert worden war.
Die Ausweisung aus der Türkei sei eine «fremdenpolizeiliche Massnahme» der türkischen Behörden gewesen, so die BA im Januar.
Paar kommt auf freien Fuss
Inzwischen wurde das Strafverfahren gegen die Frau eingestellt. Der Mann gilt zwar als Salafist, gemäss dem «Tagesanzeiger» verkehrte er in der inzwischen geschlossenen An’Nur-Moschee. Sein strenger Glaube war offenbar auch der Grund, weshalb er und seine ebenfalls zum Islam übergetretene Frau in einem muslimischen Land leben wollten.
Doch der von den türkischen Behörden in den Raum gestellte Verdacht schien sich im Schweizer Strafverfahren nicht zu verdichten. Aufgrund der wohl von Beginn weg relativ dünnen Beweislage waren die beiden denn auch nach der Befragung am Flughafen Zürich auf freiem Fuss geblieben.
Keller-Sutter: «Kollegen» des Wiener Attentäters
Nun erhält der Fall jedoch eine unerwartete Wendung: Justizministerin Karin Keller-Sutter bezeichnete die zwei Schweizer Verhafteten als «Kollegen» des Wiener Attentäters, sie hätten sich auch physisch getroffen.
Entscheidende Fragen sind noch offen: Wie haben die Schweizer den seit langem als islamistischen Gefährder bekannten Wiener kennengelernt? Wie oft und worüber haben sie sich ausgetauscht? Und hatten die Winterthurer Kenntnis von den Anschlagsplänen?
Diese Fragen sind derzeit Gegenstand der Ermittlungen in Wien, Bern und Zürich. Die BA prüft nun, ob sie das in Zürich gestartete Verfahren gegen den 24-Jährigen übernehmen werde. Für den zweiten Verhafteten, den 18-jährigen Schweizer, bleibt die Jugendanwaltschaft zuständig. Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.