- Nach dem Terroranschlag mit mindestens vier Todesopfern in Wien gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus.
- Die Suche nach Komplizen geht dennoch weiter.
- Der erschossene Attentäter war der slowakischen Polizei bereits bei einem versuchten Munitionskauf aufgefallen. Das erklärte eine Polizeisprecherin dem slowakischen TV-Sender TA3.
Die Polizeidirektion in Bratislava schrieb auf Facebook: «Die slowakische Polizei erhielt im Sommer die Information, dass verdächtige Personen aus Österreich versuchten, in der Slowakei Munition zu kaufen. Es gelang ihnen aber nicht, den Kauf zu realisieren.» Die Information sei unverzüglich der Polizei in Österreich übermittelt worden.
Was ist mit diesen Informationen dann passiert? Wie kann es sein, dass der Innenminister dann nicht sofort tätig wurde?
Weitere Angaben wolle man nicht machen, um die Ermittlungen in Österreich nicht zu gefährden. Die oppositionelle SPÖ forderte vom Wiener Innenministerium daraufhin Aufklärung, was mit diesen Informationen passiert sei – und warum der Innenminister nicht tätig geworden sei.
Als Reaktion auf den Terroranschlag wird der Nationalrat am Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammentreten. Dabei wollen Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler, Innenminister Karl Nehammer und Justizministerin Alma Zadic Erklärungen abgeben.
Beim Anschlag ist auch eine Schweizerin leicht verletzt worden. Das teilte das Aussendepartement EDA über Twitter mit.
14 vorläufige Festnahmen
Nachdem in der Nacht zum Dienstag fieberhaft nach weiteren Tätern gesucht worden war, gingen die österreichischen Behörden zuletzt von einem einzigen Attentäter aus. «Es verdichten sich die Informationen ganz erheblich, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Dennoch haben wir im öffentlichen Raum enorme Sicherheitsmassnahmen ergriffen», sagte der Chef der höchsten Polizeibehörde, Franz Ruf, am Dienstag im Sender ORF.
14 Menschen aus dem Umfeld des Täters waren in den Stunden nach dem Attentat vorläufig festgenommen und 18 Wohnungen durchsucht worden. Es herrscht die Sorge vor weiteren Taten. Man befinde sich in einer «sensiblen Phase», in der sicherzustellen sei, dass es nicht zu Nachahmungstaten komme, sagte Innenminister Nehammer am Dienstag.
Weitere Kritik an österreichischer Polizei
Die österreichischen Sicherheitsbehörden müssen sich auch Fragen stellen, warum der österreichisch-nordmazedonische Doppelbürger den Anschlag überhaupt verüben konnte. Der 20-Jährige war im April 2019 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, nachdem er versucht hatte nach Syrien auszureisen und sich dem IS anzuschliessen. Statt im Juli wurde er aber bereits Anfang Dezember 2019 vorzeitig entlassen.
Die Entscheidung, dass der Täter freigelassen wurde, war definitiv falsch.
Bundeskanzler Kurz sagte im ORF: «Die Entscheidung, dass der Täter freigelassen wurde, war definitiv falsch.» Wichtig sei nun die Suche nach Komplizen. «Der Terrorist ist nicht vom Himmel gefallen, es muss Menschen gegeben haben, die ihn verführt und radikalisiert haben.» Er forderte mehr Engagement der EU gegen den politischen Islam, der die Freiheit und das europäische Lebensmodell gefährde. «Ich erwarte mir ein Ende der falsch verstandenen Toleranz», sagte er der Zeitung «Die Welt».
Nehammer sagte, der Täter habe es geschafft, die Justizbehörden vor der Entlassung von seiner Deradikalisierung zu überzeugen. «Es kam zu einer vorzeitigen Entlassung eines Radikalisierten.» Die Frage, ob der Mann nach seiner Entlassung von den Verfassungsschutzbehörden beobachtet wurde, beantwortete der Minister nicht klar. Er habe sich aber frei bewegen können.