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Wirtschaftsmonitoring In 25 Jahren fehlen Zürich Zehntausende Arbeitskräfte

Trotz wachsender Bevölkerung droht dem Kanton Zürich ein Arbeitskräftemangel. Mehr Personen gehen in Pension als Junge nachrücken. Auch die Zuwanderung könne das Problem nicht lösen, zeigt ein neues Wirtschaftsmonitoring.

In den 2040er-Jahren dürfte die Differenz am grössten sein zwischen denjenigen, die den Arbeitsmarkt altersbedingt verlassen, und denjenigen, die nachrücken. Dann dürften im Kanton Zürich 18 Prozent mehr 65-Jährige leben als 20-Jährige. Das zeigt das neue Wirtschaftsmonitoring des Zürcher Amts für Wirtschaft.

Halb so viele Kinder wie vor 60 Jahren

Das bedeutet, dass immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter sind. 2023 waren das im Kanton Zürich 63 Prozent der Bevölkerung. Es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2050 auf 59 Prozent abnimmt. Damit steht der Kanton Zürich mit seiner relativ jungen Bevölkerung besser da als der nationale Durchschnitt. Schweizweit wird ein Rückgang der Arbeitsbevölkerung von 61 auf 55 Prozent erwartet.

Fussgängerinnen und Fussgänger
Legende: Der Anteil der Arbeitskräfte in der Bevölkerung nimmt stetig ab. Das zeigt eine neue Studie des Kantons Zürich. Keystone/Christian Beutler

Gründe dafür sind die höhere Lebenserwartung und vor allem die sinkende Geburtenrate, schreibt der Kanton Zürich. Vor 60 Jahren wurde noch pro Frau mit durchschnittlich 2.7 Kindern gerechnet. Heute ist diese Zahl auf 1.3 gesunken. Vor allem in den letzten drei bis vier Jahren sei die Geburtenrate nochmals deutlich zurückgegangen, sagt Luc Zobrist, Leiter Volkswirtschaft beim Kanton Zürich. «Das heisst, in 15 bis 20 Jahren werden wir grössere Probleme haben auf dem Arbeitsmarkt, weil dann die heute Geborenen eintreten – und das sind deutlich zu wenige.»

Weil die Menschen älter werden, steigt die Nachfrage in der Gesundheitsbranche. Es hat aber gleichzeitig weniger Junge, die den Bedarf decken können.
Autor: Luc Zobrist Leiter Volkswirtschaft, Amt für Wirtschaft Kanton Zürich

Betroffen sei der gesamte Arbeitsmarkt, sagt Zobrist weiter. Mutmasslich stark unter diesen Entwicklungen leide beispielsweise die Gesundheitsbranche: «Weil die Menschen immer älter werden, steigt die Nachfrage. Es hat aber gleichzeitig immer weniger junge Arbeitskräfte, die den Bedarf decken können.»

Diese Entwicklung macht auch der zuständigen Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) Sorgen: «Es ist vor allem eine grosse Belastung für die künftigen Generationen, weil die Arbeitsmarktschere eindeutig zu ihren Lasten geht.»

Doppelt so viele Zugewanderte für Stabilisierung

Zum Teil kann der Mangel an jungen Arbeitskräften durch die Zuwanderung kompensiert werden, steht im Wirtschaftsmonitoring weiter. Allerdings reiche dies nicht. Damit das Verhältnis der Arbeitstätigen zur Gesamtbevölkerung stabil bliebe, bräuchte es laut Studie jährlich doppelt so viel Zugewanderte wie im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Hinzukommt, dass auch die Nachbarländer demografische Probleme haben und dort künftig noch weniger Personen im arbeitsfähigen Alter leben als in der Schweiz.

Für die Volkswirtschaftsdirektorin ist wichtig, dass der Kanton Zürich auch künftig ein attraktiver Wirtschaftsstandort sei. Dafür brauche es Inspiration aus dem Ausland. Aber die Zuwanderung löse das demographische Problem nicht.

Auch das Arbeitspotenzial im Inland müsse gefördert werden, sagt Carmen Walker Späh. «Beispielsweise bei der Frauenerwerbstätigkeit und den älteren Arbeitnehmenden. Zudem müssen wir darüber nachdenken, länger zu arbeiten.» Auch die Steigerung der Produktivität sei ein Ansatz etwa durch neue Technologien.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 7.1.2025, 12:03 Uhr ; 

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