Die Erwerbsbevölkerung altert. Seit 2010 hat das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen in der Schweiz um 1.5 Jahre zugenommen. Der Anteil der über 55-Jährigen in der arbeitenden Bevölkerung ist in den letzten Jahren um 6 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung führt dazu, dass die Anzahl der arbeitenden Menschen in Zukunft nur noch leicht wachsen beziehungsweise stagnieren wird.
Gleichzeitig wird die Gruppe der über 65-Jährigen deutlich grösser. Dadurch werden mehr Güter und Dienstleistungen benötigt, die viel Arbeitskraft erfordern. Das Ergebnis: Der Mangel an Fachkräften und Arbeitskräften dürfte sich weiter verschärfen.
Frühpensionierung wird bei Mangel seltener gefördert
Swiss Life hat die Situation von Über-55-Jährigen im Arbeitsmarkt erforscht – und ältere Arbeitskräfte auch im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel betrachtet. Dazu hat der Lebensverischerer bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in der Schweiz nachgefragt.
Studie von Swiss Life
Die Studie zeigt, dass Arbeitgeber, die einen stärkeren Fachkräftemangel wahrnehmen, seltener die Frühpensionierung von Angestellten fördern, als solche, die es nach eigener Einschätzung leichter haben, Fachkräfte zu finden. Es scheint also eine von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern angewandte Strategie gegen den Fachkräftemangel zu sein, Mitarbeitende bis zum Alter von 65 Jahren zu halten.
Arbeitgeber sind zudem auch eher dazu bereit, Mitarbeitende über 55 neu einzustellen, wenn sie einen Fachkräftemangel verspüren.
Spannenderweise fördern diese jedoch seltener das Arbeiten über das Referenzalter (65 Jahre) hinaus. Auch die Bereitschaft, über 65-Jährige neu einzustellen, ist bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die einen Fachkräftemangel verspüren, anders als erwartet, nicht höher.
In der Studie heisst es dazu: «Dies deutet darauf hin, dass der Fachkräftemangel zwar von den Unternehmen wahrgenommen wird, bis jetzt offenbar jedoch vielerorts nicht so gravierend sein kann, dass sie die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden über das Referenzalter hinaus als ernsthafte Massnahme dagegen in Betracht ziehen würden.»
«Arbeitskräftepotenzial von älteren Personen steht nicht im Zentrum»
Für die Studie wurden die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ausserdem befragt, welche Massnahmen sie ergreifen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Als häufigsten Massnahmen wurden die Weiterbildung von Mitarbeitenden (44 Prozent) sowie die Flexibilität für Teilzeit oder Jobsharing (43 Prozent) genannt. Auch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten (40 Prozent) sowie Lernende auszubilden (36 Prozent), sind oft angewendete Strategien von Arbeitgebern.
«Das Arbeitskräftepotenzial von älteren Personen steht jedoch bei vielen Arbeitgebern offenbar nicht im Zentrum», schreiben die Studienautoren. Massnahmen, welche ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betreffen, werden nämlich seltenerer genannt.
Nur 22 Prozent der Arbeitgeber geben an, dass sie Mitarbeitende ab 55 Jahren zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs einstellen. 13 Prozent sagen, dass sie für dieses Ziel das Arbeiten im Rentenalter fördern.