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Seit 2020 wurden drei Bündner Wölfe illegal beschossen
Aus Regionaljournal Graubünden vom 20.06.2023. Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER
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Wölfe illegal beschossen Versuchte Wilderei bei Wölfen in Graubünden

Zwei Fälle von illegal geschossenen Wölfen waren bekannt. Jetzt tauchen drei weitere Fälle von möglicher Wilderei auf.

Die beiden Fälle gingen damals durch die Medien. 2014 und 2016 wurden in Graubünden zwei Wölfe gewildert. Ein Täter liess sich nie finden. Nun zeigen Recherchen von SRF News, dass seither auf weitere drei Tiere illegal geschossen wurde. Beim Kanton wertet man die Fälle als versuchte Wilderei.

Das Thema aufs Tapet gebracht hat Naturfotograf und Autor Peter Dettling. In seinem achtseitigen Bericht, den er kürzlich publik gemacht hat, vermutet er «massive Wilderei in der Surselva».

Das Amt informierte nicht

In der Öffentlichkeit bekannt waren einzig die beiden Wilderei-Fälle aus den Jahren 2014 und 2016. Damals informierte das Bündner Amt für Jagd und Fischerei wenige Tage nach dem Fund, dass man von Wilderei ausgehe. Seither schien nichts mehr passiert zu sein. Im Bericht von Peter Dettling liest es sich anders.

Einer der Fälle, die Dettling aufführt, ist die Wölfin F53 des Beverinrudels. Sie wurde im Januar 2020 bei Bonaduz von einem Zug überfahren. Dazu sagt Dettling: «Durch meine Recherchen bin ich darauf gestossen, dass das Tier vorher mit Schrot angeschossen wurde.» Diese Information ist neu. Das zuständige Bündner Amt für Jagd und Fischerei hatte im Jahresbericht 2020 einzig das Zugunglück vermerkt.

Vor dem RhB-Unfall hat ein Beschuss mit Schrot stattgefunden.
Autor: Arno Puorger Grossraubtierbeauftragter Kanton Graubünden

Auf Nachfrage des «Regionaljournals Graubünden» bestätigt Arno Puorger vom Amt für Jagd und Fischerei den Beschuss: «Die Wölfin wurde für die Untersuchung nach Bern geschickt. Dort stellte sich heraus, dass vor dem RhB-Unfall ein Beschuss mit Schrot stattgefunden hat.» Weil nach dem Vorfall keine Selbstanzeigen eingegangen seien, «muss man hier von einem illegalen Beschuss reden», so Puorger weiter.

In Graubünde kann potenziell Wilderei in grossem Massstab stattfinden.
Autor: Peter Dettling Naturfotograf, Autor, Wolfsfeldforscher

Auch nicht bekannt war, dass der Kanton seither zwei weitere Fälle von versuchter Wilderei entdeckt hat. Die Wildhut erlegte im Oktober im Lugnez und im Februar bei Vals je einen verletzten Wolf. Bei beiden hätten Untersuchungen ergeben, so Puorger, dass diese vorher beschossen wurden. Brisant: Bei Vals handelte es sich um den Leitwolf des Wannaspitzrudels, dessen Verletzung laut Arno Puorger möglicherweise vom Beschuss herrührte.

Untersuchung zu fehlenden Würfen gefordert

Box aufklappen Box zuklappen

Ein weiteres Indiz für «systematische Wilderei» sieht Naturfotograf Peter Dettling darin, dass in den vergangenen zwei Jahren bei vier in der Surselva ansässigen Wolfsrudeln keine Welpen nachgewiesen wurden. Er fordert aufgrund seiner Analyse vom Kanton eine Untersuchung. Warum hatten diese Rudel in den Jahren 2021 und 2022 so wenige Jungtiere? Von acht möglichen Würfen sei nur die Hälfte bestätigt worden.

Hier widerspricht Arno Puorger, Grossraubtierbeauftragte des Kantons Graubünden: «Aufgrund der Fakten, die Peter Dettling präsentiert hat, drängt sich der Verdacht nicht auf.» Hier kämen auch natürliche Phänomene infrage. Ein Wolfsrudel habe nicht jedes Jahr selbstverständlich Jungtiere. Wilderei sei zwar möglich, aber man brauche konkrete Hinweise, um hier eine Untersuchung zu starten.

Wieso erfuhr die Öffentlichkeit bis heute nichts davon? So werden doch Wolfsrisse an Nutztieren regelmässig kommuniziert. Dazu sagt Arno Puorger vom Amt für Jagd und Fischerei, dass man die beiden aktuellen Fälle von versuchter Wilderei im nächsten Quartalsbericht publizieren wolle. Die Verantwortlichen hätten wegen der laufenden Untersuchungen zugewartet.

Für Naturfotograf Peter Dettling sind das Neuigkeiten. Er bemängelt, dass die Behörden punkto Wilderei zu wenig transparent seien: «Insgesamt wird sehr wenig kommuniziert; es ist praktisch kein Thema in der Öffentlichkeit.» Darum sei er aktiv geworden. Mit seinem Bericht wolle er aufmerksam machen, dass hier «potenziell Wilderei in grossem Massstab stattfinden kann».

SRF 1 Regionaljournal Graubünden, 19.06.2023; 17:30 Uhr

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