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Hochbauvorsteher André Odermatt im Interview über Zürichs Bauvorgaben
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 14.01.2024. Bild: Keystone/Alexandra Wey
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Wohnungsknappheit in Zürich Darf man in Zürich bald einen Stock höher bauen?

Für die Hälfte der Zürcherinnen und Zürcher stellt der Wohnraum das grösste Problem der Stadt dar. Das zeigt die Bevölkerungsbefragung 2023. Um das Problem zu lösen, hat eine Allianz aus bürgerlichen und Mitte-Parteien eine Volksinitiative lanciert, welche die Gebäude in der Stadt um ein Stockwerk erhöhen will. Der Zürcher Hochbauvorsteher André Odermatt äussert sich im SRF-Interview zur Initiative und zur städtebaulichen Zukunft von Zürich.

André Odermatt

Vorsteher Hochbaudepartement Stadt Zürich

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André Odermatt (SP) sitzt seit 2010 im Zürcher Stadtrat und ist Vorsteher des Hochbaudepartements. Davor sass er 15 Jahre lang im Gemeinderat. André Odermatt studierte Geografie und promovierte anschliessend zum Doktor der Philosophie. Seine Dissertation thematisierte die Eigentümerstrukturen des schweizerischen Wohnungsmarktes.

SRF News: Das Thema «Wohnraum» bereitet den Zürcherinnen und Zürchern Sorge. Wo sind denn die bezahlbaren Wohnungen in der Stadt?

André Odermatt: Die Stadt ist sehr aktiv bei den Massnahmen, um das Drittelsziel (siehe Box) zu erreichen. Und man darf nicht vergessen, dass wir in Zürich bereits gut ein Viertel gemeinnützigen Wohnraum haben. Das ist schweizweit ein sehr hoher Anteil. Um diesen Anteil weiter zu erhöhen, bauen wir selbst Wohnungen mit grossen Projekten – etwa im Eichrain, im Leutschenbach oder am Escher-Wyss-Platz. Das sind mehrere Hundert Wohnungen. Zudem unterstützen wir auch Genossenschaften mit Baurecht und verhandeln mit Privaten. Da geht es darum, Land oder Liegenschaften zu erwerben.

Das Zürcher «Drittelsziel»

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Die Stadt Zürich will, dass bis 2050 ein Drittel aller Mietwohnungen gemeinnützig und damit preisgünstig ist. Das haben die Stimmberechtigten 2011 entschieden.

Um das Problem mit dem knappen Wohnraum anzugehen, hat eine Allianz aus Mitte- und bürgerlichen Parteien eine Volksinitiative lanciert. Gebäude sollen um ein Stockwerk erhöht werden können.

Das Anliegen ist nicht neu. Es gab von bürgerlicher Seite bereits eine Motion, die von einer Mehrheit im Zürcher Gemeinderat abgelehnt wurde. Die Gründe, die zur Ablehnung geführt haben, muss man auch hier genau anschauen.

Wir haben in der Stadt ganz viele Quartiere mit unterschiedlicher Identität. Die Initiative will nun eine Aufstockung in allen Wohnzonen, also eine Art Giesskanne über die ganze Stadt. Und das wird unseren Quartieren nicht gerecht. Wir haben einen kommunalen Richtplan, dort sind Gebiete ausgewiesen, in denen man verdichten kann. Und diese Aufstockungsidee müsste auf diese Gebiete eingegrenzt werden. Zudem stellen sich auch baurechtliche Fragen, was die Höhe der Aufstockung anbelangt.

Ein Baukram steht bei einer Liegenschaft in Zürich, die saniert wird.
Legende: Eine Aufstockung von Gebäuden müsste im Einklang mit den Zürcher Quartieren geschehen, sagt Hochbauvorsteher André Odermatt. Keystone/Petra Orosz

Die Aufstockung von Gebäuden kann eine sanfte Version für mehr Wohnraum sein. Wenn dann aber in diesem Zusammenhang doch komplett saniert wird, kommt es trotzdem zu Leerkündigungen. Und da muss man ganz sorgfältig abwägen, was dies dann bedeuten würde.

Gerade linke Parteien befürchten ja, dass es durch eine Aufstockung der Gebäude zu mehr Kernsanierungen und somit zu teurerem, nicht zu billigerem Wohnraum kommt. Wo sehen sie als Hochbauvorsteher denn eine Möglichkeit, die Stadt weiter zu verdichten?

Im kommunalen Richtplan sind Gebiete ausgewiesen, in denen man mit Qualität verdichten kann. Auch dort stellen sich aber Fragen: Geht man einen Stock höher? Oder gleich zwei? Was aber ganz wichtig ist: Man muss dort einen Prozess finden, wie – wenn dies nötig ist – Gebäude sozialverträglich abgerissen werden. Das heisst: Es braucht Ersatzangebote, es braucht eine Etappierung des Bauvorhabens.

Porträt von Zürichs Hochbauvorsteher André Odermatt.
Legende: Zürichs Hochbauvorsteher André Odermatt ist überzeugt, dass der Anteil gemeinnütziger Wohnungen 2074 bei rund 50 Prozent liegt. Keystone/Alexandra Wey

Wie sieht die Stadt Zürich städtebaulich in 50 Jahren aus?

Wir werden nach wie vor sehr klar erkennbare Quartiere haben, sehr schöne Gründerzeitquartiere. Wir werden grünere Quartiere haben, die sich baulich erneuert haben. Und wir werden deutlich mehr preisgünstige Wohnungen haben. Ich bin überzeugt: In 50 Jahren sind wir hier nicht bei einem Drittel, sondern bei 50 Prozent.

Das Interview führte Nicolas Hofmänner.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 14.1.24, 17:30 Uhr ; 

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