Zum Inhalt springen
Video
Wolf-Safari stösst im Wallis auf Kritik
Aus Schweiz aktuell vom 12.10.2021.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 40 Sekunden.

Wolf-Safari Wie der Wolf im Wallis zur Touristen-Attraktion wird

Ein Luzerner Reisebüro bietet im Wallis spezielle Wolfs-Exkursionen an. Dies stösst bei Einheimischen jedoch auf Kritik.

Eine kleine Gruppe von acht Leuten ist an einem Sonntagmorgen in der Region der Moosalp im Wallis unterwegs. Die Route führt die Gruppe mitten durch den Lebensraum des Augstbord-Rudels. Laut Wolfsmonitoring leben hier rund fünf Wölfe.

Geleitet wird die Exkursion von Manuela Seifert, Expertin für Zoologie und Botanik. Sie zeigt auf eine Pflanze: «Das ist eine Wolfsflechte. Die ist sehr giftig und heisst so, weil man damit früher auch Wölfe getötet hat.» Die Flechte soll der Gruppe helfen, den Wolf zu finden.

Für den zweitägigen Ausflug zahlen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehrere hundert Franken – obwohl die Chance, wirklich einen Wolf zu sehen, sehr klein ist. «Es geht um das Naturerlebnis, den ganzen Lebensraum des Wolfes zu entdecken», sagt die Exkursionsleiterin von Arcatour. Die Kulturlandschaft, die Menschen, die Schafherden: All das sei Teil des Lebensraumes des Wolfes und eben auch Teil der Expedition.

Mehrere Anbieter für Wolfstouren

Box aufklappen Box zuklappen

In der Schweiz gibt es mehrere Touren auf den Spuren des Wolfes, des Luchses oder des Bären: im Oberwallis, in Graubünden, Uri oder Jura beispielsweise.

Das seien aber zu wenig, sagt der ehemalige Direktor von Schweiz Tourismus und aktueller Präsident von Graubünden Ferien. Jürg Schmid forderte kürzlich in einer Studie, die er im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt verfasst hat, dass man die Wölfe als touristisches Magnet vermarkten soll. Das Potenzial sei gross, meint Schmid. Einige Tourismusdirektoren widersprechen ihm.

Im Schlamm sucht die Gruppe nach Wolfsabdrücken, findet aber nur jene eines Hundes: «Bei einem Wolf wären es keine Striche der Krallen wie hier, sondern nur Punkte», erklärt Seifert.

Kritik von Einheimischen

Rund 500 Meter unterhalb der Moosalp, im Bergdorf Törbel, hat man keine Freude am Wolf. Entsprechend klein ist auch die Freude an den touristischen Wolfstouren. «Als ich davon hörte, dachte ich, es sei eine absolute Provokation», sagt Gemeindepräsident Urs Juon. Mit Wolf-Safaris im Wallis kann er sich nicht anfreunden.

Der Wolf macht uns das Leben schwer.
Autor: Urs Juon Gemeindepräsident Törbel

Die Gefahr bestehe, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein zu idealistisches Bild des Wolfes machen würden. Für die Bevölkerung vor Ort mit den rund tausend Schafen sei der Wolf aber nichts anderes als ein Schädling: «Er macht uns das Leben schwer», sagt Juon. Der Wolf könne für das Dorf und die Bevölkerung fatal sein, weshalb man sich dagegen wehren müsse, sagt der Gemeindepräsident.

Verständnis für Einheimische

Er habe bis zu einem gewissen Grad Verständnis für die Einheimischen, die den Wolf nicht mögen, sagt einer der Teilnehmenden: «Aber ich habe mich jetzt auch informiert und viele Erfahrungen sammeln können», so Cladio Lotti, Privatbankier aus Zürich. Er habe versucht, neutral zu sein. Was aber nicht einfach sei, sagt eine weitere Teilnehmerin, Eliana Ettlin, Ärztin aus Basel: «Ich habe erfahren, dass das Thema sehr komplex ist, besonders für uns. Wir wohnen in der Stadt, da ist es nicht einfach.»

Wolf nur auf dem Bildschirm

Einen Wolf haben die Teilnehmenden während der Expedition am Sonntag gesehen, aber nicht in Echt, sondern auf Video: Manuela Seifert zeigt einen spanischen Wolf, denn sie führt seit Jahren auch Exkursionen in Nordspanien durch. Im Gegensatz zu Spanien sind die Wolf-Safaris im Wallis noch nicht etabliert. Da gibt es noch viele Gräben zu überwinden zwischen jenen, die zahlen, um den Wolf zu sehen und jenen, die viel dafür geben würden, damit der Wolf verschwindet.

Nur noch ausgewählte Artikel kommentierbar

Box aufklappen Box zuklappen

Liebe Userinnen und User. Wir wünschen uns einen konstruktiven Diskurs ohne Beleidigungen, Diskriminierung und Falschinformation. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, unser Kommentar-System umzustellen. Neu konzentrieren wir uns auf ausgewählte Themen und geben nicht mehr alle Artikel zum Kommentieren frei. Täglich wollen wir so 3 bis 5 Debatten lancieren, die unser Community-Team dafür umso enger begleiten kann. Die kommentierbaren Artikel finden Sie unter «Die Debatten des Tages». Mehr Infos gibt es hier. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen mit Ihnen!

Schweiz Aktuell, 12.10.2021, 19:00 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel