Ende Januar bewilligte der Vorsteher des St. Galler Volkswirtschaftsdepartement, Regierungsrat Beat Tinner, dem Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei sowie einem Wildhüter fünf Arbeitstage, um in Russland an einer Lappjagd (siehe Box) teilnehmen zu können. Eine Reise, die nun für Kritik sorgt. Finanziert haben die beiden ihre Reise selbst.
Er unterstütze grundsätzlich neue Erkenntnisse und Weiterbildungen, sagt Tinner. Und weiter: «Bis heute hat unseres Wissens niemand die Lappjagd in der Schweiz angewendet. Die Idee dieser Weiterbildung war es, die Methode kennenzulernen und eine mögliche Anwendung in der Schweiz zu eruieren.» Der Amtsleiter und der Wildhüter würden ihre Erfahrungen an Kolleginnen und Kollegen weitergeben.
Naturschutzverbände üben Kritik
Kritik an dieser Weiterbildungsreise gibt es von Naturschutzverbänden. Pro Natura St. Gallen, der WWF St. Gallen und die Gruppe Wolf Schweiz sagen: Die Lappjagd sei in der Schweiz aus rechtlichen und tierschutzrechtlichen Gründen nicht praktikabel.
Die Reise wirkt mehr wie eine Erlebnisreise.
In der Schweiz gehe die Regulierung von Wölfen vor allem über Jungtiere, nicht aber um den wahllosen Abschuss ganzer Rudel. Auch seien die flachen Landschaften in Russland nicht mit der hügeligen und dicht besiedelten Schweiz vergleichbar.
«Bei der Reise ist kein wissenschaftlicher Ansatz erkennbar, kritische Auseinandersetzungen und Daten fehlen. Die Reise wirkt mehr wie eine Erlebnisreise», sagt Corina del Fabbro von Pro Natura. Der Erkenntnisgewinn für den Umgang mit dem Wolf in der Schweiz sei gering.
Trophäenjagden in Russland
Die Naturschutzverbände betonen weiter, dass die Wolfsjagd in Russland als Trophäenjagd gelte. Die Glaubwürdigkeit eines Amtes leide darunter, wenn ein Amtsleiter und ein Wildhüter in Russland Wölfe schiessen.
Tinner sagt dazu: «Das Ziel der Weiterbildung war das Kennenlernen und Eruieren der Jagdmethoden, damit wir in der Schweiz die Wolfsregulierung effizienter umsetzen können.» Die Trophäen, also die Felle der vier erlegten Wölfe, seien in Russland.
Dass innerhalb von drei Tagen vier Wölfe erlegt werden konnten, zeige, wie effizient die Methode der Lappjagd sei, so der zuständige Regierungsrat weiter. Und er betont weiter: «Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei steht stets im Widerspruch zwischen Schutz und Regulierung. Das gibt Zielkonflikte und diese muss man aushalten können.»