Der Verein «Russisches Basel» sorgte am Eidgenössischen Schwingfest für einen Eklat: Eine der Frauen trug am Umzug Putins Kriegssymbol «Z» auf ihrer Tracht. Der ukrainische Botschafter verzichtete daraufhin aus Protest auf seinen Besuch des Fests. Der Verein behauptet, politisch neutral zu sein. Das «Z» sei ein «Missverständnis», sagte er gegenüber Medien. Es sei nur eine Namensbrosche.
Eine Social-Media-Recherche von SRF Investigativ zeigt jedoch: Mitglieder von «Russkij Basel» unterstützen offen die Kriegspolitik Putins. So findet sich auf Instagram ein weiteres Bild dreier Russinnen des Vereins. Hier trägt eine andere Frau ein «Z»:
Die Russin (oben links) postete auf TikTok auch ein Video mit dem Kriegssymbol und präsentiert sich nationalistisch.
Die zwei «Z»-Trägerinnen und die Vereinspräsidentin besuchten den Friedhof Hörnli in Riehen (BS) am 9. Mai. Das ist der sowjetisch-russische Tag des Sieges über Nazi-Deutschland. Alle drei trugen zur Feier die schwarz-orange Sankt-Georg-Schleife.
«Die Georgsschleife ist ein Zeichen der Unterstützung von Wladimir Putin und des Krieges», sagt Russlandexperte, Professor Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen.
Eine der beiden «Z»-Trägerinnen am Schwingerumzug war schon 2020 zu Ehren sowjetischer Soldaten auf dem Friedhof Hörnli. Und zwar in Gesellschaft des Chefs der Schweizer Sektion von Putins nationalistischer Töffgang, den «Nachtwölfen». Ebenfalls anwesend: Die Präsidentin des Vereins «Russkij Basel».
Die Verbindung zu den «Nachtwölfen» ist noch aktuell: Im Juni dieses Jahres zeigten sich die beiden «Z»-Trägerinnen mit dem Chef des Motorradclubs in Andermatt. In einer gemeinsamen Aktion reinigten sie das Suworow-Denkmal, welches mit den ukrainischen Nationalfarben beschmiert worden war. Das TikTok-Video der Putz-Aktion, gepostet von der jüngeren der beiden «Z»-Trägerinnen, trägt den Titel: «Der Sieg wird unser sein!».
Der Chef der Schweizer «Nachtwölfe» schreibt auf Facebook: «Ich stehe zu Russland! Ich stehe zu seinem Präsidenten!» Daneben das Bild eines Motorrads mit einem «Z» darauf.
«Ich schätze, dass 70 Prozent der Russischsprachigen in der Schweiz pro Putin sind oder sich zumindest nicht von seinem Krieg distanzieren», sagt Koisyn Schneider. Die Journalistin und Russisch-Deutsch-Dolmetscherin hat vor einiger Zeit eine der «Z»-Trägerinnen interviewt. «Sie war schon vor dem Krieg klar nationalistisch eingestellt.»
Der Verein «Russisches Basel» war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Chef der Schweizer «Nachtwölfe» wollte nichts zur Verbindung zum Verein sagen. Die Homepage des Vereins «Russkij Basel» ist offline.
Die Aktion am Schwingerfest könnte Konsequenzen haben: Der angeblich politisch neutrale Verein unterrichtet an Schulen beider Basel russische Sprache und Kultur. Nun muss «Russkij Basel» nächste Woche bei den Behörden antraben. «Wenn sich der Verein von den Vorfällen nicht deutlich distanziert, behalten wir uns vor, die Zusammenarbeit umgehend zu beenden», schreibt das Erziehungsdepartement Basel-Stadt. Man werde auch die Social-Media-Auftritte thematisieren. Wohl auch den folgenden Post einer Lehrerin von «Russkij Basel» zur «Entnazifizierung» der Ukraine.