Mit dem Festumzug wollte sich die Gastgemeinde Pratteln von seiner vielfältigen Seite zeigen. Nicht bloss Schweizer Vereine präsentierten ihre Trachten – 90 Gruppen aus unterschiedliche Kulturen liefen mit. Der Auftritt des Vereins «Russkij Basel» stösst aber in den Sozialen Medien vielen sauer auf.
Es war nicht bloss die russische Flagge, die bei vielen Besucherinnen und Besuchern schlecht ankam. Denn eine Frau der Gruppe trug auch einen kleinen Anstecker mit dem russischen Z-Symbol. Dieses ist im Rahmen des russischen Angriffskrieges zu einem Symbol für Putin geworden – und alle, die hinter ihm stehen.
Verein bezeichnet sich als politisch neutral
Der Verein «Russkij Basel» bezeichnet sich auf seiner Homepage als «unabhängiger, konfessions- und politisch neutraler Verein». Ziel der Organisation sei es, die «russischsprechende Bevölkerung in der Region Basel zu vereinen und heranwachsende Generation an der Sprache, Kultur und Traditionen Russlands teilhaben zu lassen». Gegenüber SRF war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Ein Auftritt, der auch den ESAF-Verantwortlichen sauer aufstösst: «Wir distanzieren uns als politisch und konfessionell neutraler Verein ESAF 2022 Pratteln im Baselbiet in aller Form davon», schreibt Marion Tarrach, ESAF-Sprecherin, in einem schriftlichen Statement.
Wir distanzieren uns als politisch und konfessionell neutraler Verein in aller Form davon.
Von den über 4'000 Mitwirkenden, die den Festumzug des fröhlichen und friedlichen Miteinanders genossen haben, habe offenbar eine Person die Situation für ihre eigenen, politischen Zwecke genutzt. Dabei sei eine Idee des Umzugs, die unterschiedlichsten Menschen zu verbinden. Insgesamt haben 90 Gruppen unterschiedliche Kulturen vertreten.
ESAF will keine politischen Statements
Weiter spricht sich das ESAF dezidiert für ein friedliches Miteinander aus, würde jedoch ebenso dezidiert keinerlei Stellung zur aktuellen Weltpolitik oder dem Verhalten einzelner politischer Akteure nehmen.
In Pratteln würden auch Menschen mit russischer Herkunft leben. «Es war für uns klar, dass auch sie sich über eine Kulturorganisation im Festumzug repräsentiert fühlen dürfen», heisst es im ESAF-Statement weiter. Politische Manifestationen jeglicher Art seien weder dem ESAF abgesprochen noch würden sie, wenn bekannt, toleriert.