Der Muni «Magnus» ist der Hauptpreis am ESAF in Pratteln. Eine imposante, kräftige Erscheinung. Rund eine Tonne bringt er auf die Waage, ist 1.80 Meter gross und gut 30'000 Franken wert.
Unter Schwingern ist es eine besondere Ehre, solch ein eindrückliches Tier zu gewinnen: «Für die meisten ist es ein Kindheitstraum, mit einem Muni seinen Sieg zu feiern. Es ist eine Ehre, so ein mächtiges, kräftiges Tier gewinnen zu dürfen», sagt Schwinger Marcel Räbsamen. Am Eidgenössischen in Pratteln stehen für die Sieger insgesamt elf sogenannte Lebendpreise bereit.
Das ist eine grosse Belastung für die Tiere. Darauf kann man sie nicht vorbereiten.
Kein Verständnis für diese Tradition hat Julika Fitzi-Rathgen von der Organisation Schweizer Tierschutz. «Das ist eine grosse Belastung für die Tiere. Auf den Lärm und die Situation in der Arena kann man die Tiere nicht vorbereiten», sagt die Leiterin der tierärztlichen Beratungsstelle beim Schweizer Tierschutz.
Lebendpreise seien schlicht nicht mehr zeitgemäss. «Da sind auch trächtige Tiere darunter. Wenn wir hier das Tierwohl und die Tradition einander gegenüberstellen, ist das ein No-Go.» Das gehe schon in den Bereich von Tierquälerei, so Fitzi-Rathgen. «Grundsätzlich denke ich, dass lebende Tiere keine Geschenke sein sollten.»
Diese Kritik will Urs Schneider nicht auf sich sitzen lassen. Er ist am ESAF für die Lebendpreise verantwortlich. «Wer die Tiere hier am ESAF beobachtet, merkt gleich, die sind nicht gestresst. Sie fressen, liegen, kauen ihr Futter. Ein gestresstes Tier würde sich anders verhalten», sagt Schneider.
Wer die Tiere hier am ESAF beobachtet, merkt gleich, die sind nicht gestresst.
Er sei sich seiner Verantwortung den Tieren gegenüber bewusst und tue alles für ihr Wohl. Sie würden rund um die Uhr von fünf Personen betreut. Ausserdem betont Schneider, dass die Lebendpreise ein wichtiger Bestandteil des ESAF seien: «Wir sind überzeugt, das ist kein alter Zopf, sondern eine gelebte und schöne Tradition, die mehrere hundert Jahre alt ist.»
Lieber das Geld als den Stier
In der Schweiz sind Lebendpreise heutzutage weitgehend symbolischer Natur. Nicht einmal zehn Prozent von ihnen werden am Ende wirklich abgegeben. Da die Schwinger kaum mehr als Landwirte arbeiten, nehmen sie lieber den Gegenwert als Geld.
So hat zum Beispiel auch Christian Stucki, Schwingerkönig am ESAF 2019 in Zug, den Siegermuni «Kolin», nicht nach Hause genommen. Trotzdem ist die Tradition unter den Schwingern beliebt.
Trotzdem ist das eine sehr schöne und wichtige Tradition, die wir weiter pflegen sollten.
«Meistens tauchen die Sieger den Lebendpreis gegen Geld ein. Trotzdem ist das eine sehr schöne und wichtige Tradition, die wir weiter pflegen sollten», sagt etwa Schwinger Kilian von Weissenfluh. Ähnlich sieht es Schwinger-Kollege Severin Schwander: «Es ist für jeden schön, einen Lebendpreis zu bekommen. Auch wenn es nur Prestige ist und sich die meisten am Ende damit einen Batzen auszahlen lassen.»
Und wie geht es eigentlich «Magnus»?
Neben den Diskussionen um die Lebendpreise gibt auch der Gesundheitszustand von Siegermuni «Magnus» zu reden. Er hat sich verletzt und es ist unklar, ob er für die Preisverleihung wieder fit ist.
Es gehe «Magnus» wieder besser, sagt Urs Schneider, Verantwortlicher für die Tiere am ESAF. Er sei nicht mehr in der Klinik und wieder zurück auf dem Hof. Trotzdem sei noch offen, ob er für die Preisübergabe genug fit ist, so Schneider. «Wir hoffen alle, dass es reicht.»