Die zwei russischen Spione sind im Frühling auf dem Weg zu einem Schweizer Chemielabor in den Niederlanden festgenommen und in ihre Heimat zurückgeschickt worden. Der «Tages-Anzeiger» und die niederländische Zeitung «NRC Handelsblad» berichteten am Donnerstagabend unter Berufung auf anonyme Quellen, die beiden stünden im Verdacht, das vom Bund betriebene Labor Spiez auskundschaften zu wollen.
Beteiligung des Schweizer Nachrichtendienst
Besonders brisant: Diese Einrichtung untersucht den Angaben zufolge nicht nur mutmassliche Giftgas-Angriffe in Syrien, sondern auch die Vorwürfe gegen Moskau im Fall des Anfang März in England vergifteten russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal.
Der Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB) bestätigte dem «Tages-Anzeiger», dass den Behörden «der Fall der in Den Haag entdeckten und dann weggeschafften russischen Spione bekannt ist». NDB-Kommunikationschefin Isabelle Graber schrieb den Angaben zufolge: «Der NDB hat aktiv an dieser Operation teilgenommen, zusammen mit seinen holländischen und britischen Partnern.» Damit habe man zur «Verhinderung illegaler Aktionen gegen eine kritische Schweizer Infrastruktur» beigetragen.
Labor Spiez Ziel von Hackerangriffen
Die Bundesanwaltschaft hat laut eigenen Angaben bereits im März 2017 in einem anderen Kontext ein Strafverfahren eröffnet. Dabei geht es um den Verdacht des politischen Nachrichtendienstes. Im Rahmen dieses Strafverfahrens hätten in Zusammenarbeit mit dem NDB zwei Personen identifiziert werden können. Dabei handle es sich um die Personen, die von der vom NDB erwähnten Operation betroffen seien, teilt die Bundesanwaltschaft mit.
Bei der «kritischen Schweizer Infrastruktur», die offenbar Ziel der beiden russischen Spione war, soll es sich gemäss den Recherchen der Zeitung um das Labor Spiez handeln. Der Kommunikationschef des Labors, Andreas Bucher, sagte, er könne die Informationen des NDB nicht kommentieren. «Bestätigen können wir, dass das Labor Spiez Ziel von Hackerangriffen war. Dafür sind wir gewappnet. Daten sind keine abgeflossen.»
Moskau sieht sich zu Unrecht beschuldigt
Laut «NRC Handelsblad» hatten die beiden Spione die Ausrüstung, um in das Computernetzwerk des Labors eindringen zu können. Spiez ist eines der wichtigsten Referenzlabore der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), das sich intensiv mit den Ereignissen in Syrien und Salisbury beschäftigt. Die Organisation hat ihren Sitz in Den Haag.
Moskau hat bereits mehrfach alle Anschuldigungen zurückgewiesen, dass russische Spione für die Vergiftung von Skripal und seiner Tochter in Salisbury verantwortlich seien. Darüber hinaus streitet Russland ab, dass die syrische Armee Chemiewaffen eingesetzt hat. Moskau unterstützt in dem Bürgerkrieg die syrische Regierung.