Worum geht es? Rund um den Bahnhof Bern ist meist ein Gewusel. Menschen eilen auf den Zug, kommen an, steigen um, kaufen ein. Dazu kommen Autos, Trams und Velos. Nun hat die Stadt Bern die Leitplanken gesetzt, wie sich der Raum um den Berner Bahnhof künftig entwickeln soll. Dieses Zielbild hat die Stadtregierung am Dienstag den Medien präsentiert. «Der Raum um den Bahnhof ist das Herz der Stadt und die Menschen sollen sich dort wohlfühlen», sagt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Es gehe um Möglichkeiten, nicht um Lösungen.
Was ist geplant? Mehr Freiräume, weniger Verkehr, so lässt sich die Vision der Berner Stadtregierung zusammenfassen. Das Gebiet sei heute eine Verkehrsdrehscheibe, so von Graffenried. Das solle sich ändern, vor allem, was den Individualverkehr angehe. «Der Raum um den Bahnhof soll keine Hauptdurchgangsachse mehr sein. Das Ziel ist, deutlich weniger Fahrzeuge zu haben. Der Verkehr soll hauptsächlich auf die Autobahn gelenkt werden.» Mehr Platz für den Fussverkehr, so die Devise. Auf dem stark befahrenen Bubenbergplatz könnte es zum Beispiel eine Mittelzone geben: eine Zone ohne Verkehr, mit Bäumen.
Der Raum um den Bahnhof ist das Herz der Stadt, und die Menschen sollen sich dort wohlfühlen.
Was ist mit dem Bahnhofplatz geplant? Kurz vor der Fussball-Europameisterschaft 2008 wurde der «neue» Bahnhofplatz eingeweiht, inklusive Baldachin. Schön oder hässlich? Das Glasdach über der Tramhaltestelle «Bahnhof Bern» spaltete damals die Stadt. Das Prestigeprojekt könnte künftig aber ausgedient haben. Denn der Bahnhofplatz soll komplett neu gedacht werden: Das oberirdische Bahnhofsgebäude soll langfristig ersetzt werden, der Platz davor neu gestaltet.
Was bedeutet das für den Baldachin? Ob das Glasdach bleibt oder weg muss – das hängt davon ab, wie viele Trams am Bahnhofplatz künftig halten und wo genau sie es tun. «Wenn die Trams nicht mehr unter dem Baldachin durchfahren, hat er ausgedient», erklärt der Stadtpräsident. Konkret hängt die Zukunft des Baldachins auch davon ab, ob es dereinst eine zweite Tramachse zwischen dem Bahnhof und dem Bubenbergplatz gibt. Diese zweite mögliche Tramachse sorgt in Bern seit längerem für Diskussionen: Die Stadt ist gegen eine zweite Tramachse im Raum um den Bubenbergplatz und möchte sie an einem anderen Ort durchführen. Die Verkehrsbetriebe Bernmobil lehnen das aber ab.
Es ist eine Wertvernichtung sondergleichen.
Wie kommen die Pläne der Stadt an? Der Bericht enthalte viele schwammige und illusorische Inhalte, sagt beispielsweise der Raum- und Verkehrsplaner Pierre Pestalozzi. Er ist Mitglied von PSM Bern, einer Arbeitsgruppe im Bereich Mobilität und Städteplanung. Pestalozzi stört sich vor allem daran, dass das oberirdische Bahnhofsgebäude dereinst abgerissen werden soll. «Was soll das? Das ist eine Wertvernichtung sondergleichen und bringt städtebaulich nicht das was erhofft.»
Der Berner Stadtparlamentarier Alexander Feuz (SVP) stört sich an der Vision der Stadt, den Verkehr aus dem Raum rund um den Bahnhof zu verbannen: «Verkehr ist wie Wasser. Wenn man an einem Ort den Platz dafür verknappt, sucht er sich einen anderen Weg, zum Beispiel durch die Wohnquartiere.»
Wie geht es weiter? Das Zielbild der Berner Stadtregierung hat einen Zeithorizont bis 2035 und darüber hinaus. Als Nächstes will die Regierung einen kommunalen Richtplan erarbeiten lassen. Die Bevölkerung kann sich und ihre Interessen nächstes Jahr in die Planung mit einbringen.