Umweltschützer Franz Weber war eine aussergewöhnliche Persönlichkeit. International bekannt wurde er, als er mit der Schauspielerin Brigitte Bardot gegen die Tötung von Robben kämpfte. In der Schweiz ist sein Name mit der Erhaltung des Grandhotels Giessbach am Brienzersee, den Weinbergterrassen des Lavaux am Genfersee und mit der Zweitwohnungsinitiative verbunden.
Weber mochte kein Taktieren, keine lauwarmen Kompromisse: «Es musste in mir immer ein Herzensschrei sein, dann habe ich es gemacht und durchbringen können», erklärte er 86-jährig in einem Interview.
Wäre ich nicht radikal gewesen, gäbe es kein Lavaux mehr.
Am Sitz seiner Stiftung in Montreux blickte er voller Stolz auf sein Lebenswerk. «Wenn ich nicht radikal gewesen wäre, gäbe es heute kein Lavaux mehr. Es wäre alles überbaut, alles verpfuscht, alles verhunzt und alles vermauert. Es wäre eine Schande.»
Franz Weber kämpfte über 50 Jahre für den Naturschutz
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Bild 1 von 6. Im Jahr 1978 startete Umweltschützer Franz Weber eine Aktion gegen das Robbentöten. Dabei wurden Plüsch-Robbenbabies zum Verkauf angeboten, um den Kampf gegen das Robbenschlachten finanziell zu unterstützen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 6. Mit Brigitte Bardot hatte er im Kampf gegen das Robbenschlachten eine prominente Mitstreiterin. Bild: Weber und Bardot 1977 in Blanc Sablon, Kanada. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 6. Im Jahr 1990 übernahm die Fondation Franz Weber die Verwaltung des Nationalparks Fazao-Malfakassa in Togo. Zur Bekämpfung der Wilderei erwarb die Stiftung ein Flugzeug, um das grosse Gebiet nach Wilderern absuchen zu lassen. Bild: Weber im Gespräch mit Bewohnern des Nationalparks. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 6. Im Juni 1998 reiste Franz Weber in den Kosovo. Er wollte auf die vielen Kulturgüter in der Region aufmerksam machen und verhindern, dass diese durch den Konflikt zwischen serbischer Obrigkeit und albanischer Mehrheit Schaden nehmen. Vor den Ruinen des Klosters Sveti Arhandjeli verabschiedete er sich vom serbisch-orthodoxen Bischof Artemjie (r.). Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 6. Mit dabei war Weber (l.) im Juni 2001, als ein Bundeshaus-Weibel (r.) den Indigenführer Raoni (2.v.l.) zu einem Gespräch mit Bundespräsident Moritz Leuenberger empfing. Raoni, Chef des Volkes der Kayapo, kämpfte über Jahrzehnte für den Schutz des amazonischen Regenwaldes vor Abholzung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 6. Weber (r., mit Philippe Roch, Ex-Direktor des BUWAL, 2. von links, Tochter Vera Weber, l., und Frau Judith Weber) galt als Vater der Zweitwohnungsinitiative, die im März 2012 angenommen wurde. Damit sollte der Anteil an Zweitwohnungen pro Gemeinde auf höchstens 20 Prozent beschränkt werden. Bildquelle: Keystone.
Gemeinsam mit engagierten Weinbauern hatte Franz Weber in den 1970er-Jahren verhindert, dass die Autobahn mitten durch die Weinbergterrassen am Genfersee gebaut wurde. Heute ist die Waadt stolz auf die erhaltene Landschaft und darauf, dass die Rebberge seit 2007 zum Unesco-Weltkulterbe zählen.
Weber wollte die Welt retten
Und genau darum ging es Franz Weber zeitlebens: um das Erbe. Als Landschaftsschutz noch kaum ein Thema war, kritisierte er laut und radikal den sorglosen Umgang mit der Umwelt: «Die Leute, die die Landschaft verschandeln, meinen, sie seien die Besitzer der Landschaft. Wenn sie sterben, können sie die Landschaft nicht mitnehmen. Sie gehen selbst in die Erde zurück und werden ein Bestandteil von ihr», betonte er.
Weber kämpfte lokal, auch mal für ein einzelnes Haus. Aber letztlich wollte er immer den ganzen Planten retten: «Alle müssen mitmachen. Wir sind dazu gezwungen, sonst gehen wir unter. Sonst gibt es ein Ende der Welt ohne Sintflut und Atombombe», sagte er einmal.
Weber wurde zur Hassfigur
Natürlich erlitt auch er Niederlagen. Auch eckte er mit seinen Kampagnen an und wurde für manche zu einer Hassfigur. Doch Franz Weber folgte stets seinen Impulsen. Das machte ihn unberechenbar und führte zu aufsehenerregenden Erfolgen: International im Kampf für ein Verbot der Robbenjagd oder den Erhalt der antiken Stätte in Delphi.
In der Schweiz zuletzt mit der Initiative gegen den Zweitwohnungsbau, die in der Romandie unter dem Namen «Lex Weber» bekannt ist. Am Tag, als die Initiative angenommen wurde, sagte er: «Ich habe mich seit 1965 dem Umweltschutz gewidmet, und dieser Erfolg von heute ist eine Krönung.»
Die Stiftung bleibt
Was bleibt? Die Landschaften, für die Franz Weber kämpfte. Und seine Stiftung, die schon seit langem von seiner Tochter Vera Weber weitergeführt wird. Was von Franz Weber aber auch bleibt ist eine Einstellung, die er selbst so formulierte: «Ein einzelner Mensch kann unglaublich viel machen.»
Was Franz Weber mit seinem kompromisslosen Engagement für den Umweltschutz erreicht hat, ist jedenfalls einzigartig in der Schweiz.