Roger Federer erhält in Basel (noch) keine eigene Strasse. Obwohl sich dies in der Heimatstadt der Tennislegende viele wünschen, wird es in naher Zukunft nicht dazu kommen, wie der Kanton gegenüber «Schweiz aktuell» erklärt.
Wie sieht es schweizweit aus? Wer kommt zum Zug? Und bekommt nur eine Strasse nach ihm oder ihr benannt, wer schon gestorben ist?
Wenn schon – dann Sportler
Die meisten der 220'000 Strassen in der Schweiz sind nach geografischen Merkmalen, Blumen, Bäumen oder Berufen benannt. Benennungen nach Personen bilden die Ausnahme und sind vorwiegend im städtischen Raum zu finden. So sind in der Stadt Zürich etwa 447 der 2505 Strassen nach Persönlichkeiten benannt.
Nach diesen Berühmtheiten sind Strassen benannt
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Bild 1 von 6. Sein Heimatort Kandersteg BE widmete dem damaligen Bundespräsidenten Adolf Ogi im Jahr 2000 eine Strasse. Davor hiess der Verkehrsweg, der von der Aeschibachbrücke zur Talstation der Sesselbahn zum Oeschinensee hinauf führt, Almi-Strasse. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 2 von 6. Im April 2016 wurde in Biel die Roger-Federer-Allee eingeweiht. Sie führt von der neu erstellten Eisstadtion zum Gebäude von Swiss Tennis. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 3 von 6. Seit 2007 gibt es im zürcherischen Adliswil einen Gehweg, der nach der heimischen Radsportlegende Ferdy Kuebler benannt ist. Bildquelle: KEYSTONE/Steffen Schmidt.
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Bild 4 von 6. Auch Küblers langjähriger Konkurrent, Hugo Koblet, hat einen eigenen Weg. Dieser befindet sich in Zürich-Oerlikon. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 6. Ebenfalls im Norden der Stadt Zürich befindet sich der Heidi-Abel-Weg, benannt nach der langjährigen Fernsehmoderatorin. (Rechts im Bild aus dem Jahr 1984). Bildquelle: KEYSTONE/Str.
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Bild 6 von 6. Seit 2012 gibt es in Elm den «Vreni-Schneider-Weg», benannt nach der ehemaligen Skifahrerin, die aus dem Ort im Kanton Glarus stammt. Bildquelle: imago images.
Nur selten kommt jemand noch während Lebzeiten diese Ehre zuteil. Berühmte Athletinnen und Athleten bilden diejenige Kategorie, die noch am ehesten mit einem eigenen Strassennamen vor dem Ableben rechnen kann.
Frauen stark unterrepräsentiert
Wenn in der Schweiz eine Strasse den Namen einer Person trägt, dann handelt es sich meist um Professoren, Architekten oder Gelehrte.
Wie Historiker, Heinrich Wegmann, der ein Buch über Strassennamen in der Stadt Zürich geschrieben hat, erklärt, kommen erst seit wenigen Jahren auch Exponenten der Kulturszene oder politische Aktivisten zum Zug.
Hoheit über die Namensgebung haben die Städte und Gemeinden. Seit 2018 empfiehlt der Bund, von Benennungen nach bekannten Personen abzusehen, solange diese noch leben. Mindestens fünf Jahre sollen nach deren Ableben zudem vergehen, bis eine Strasse nach der Berühmtheit benannt wird.
In Basel habe man dies schon immer so gehandhabt, erklärt Paul Haffner, Kantonsgeometer, gegenüber «Schweiz aktuell». «Wir wollen ein ganzes Lebenswerk würdigen, und nicht nur einen Lebensabschnitt.»
Das sagt der Bund zu Strassennamen
Diese strukturellen Faktoren in der Namensgebung hiesiger Strassen dürften dazu beigetragen haben, dass Frauen stark unter vertreten sind. Spätestens seit dem Frauenstreik 2019 tut sich dahingehend aber etwas.
Schweizweit sind seither Gruppen aktiv geworden, die etwa in Guerilla-Aktionen bestehende Strassenschilder überkleben.
Drei Beispiele für Aktivismus bei Strassennamen
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Bild 1 von 3. Im März 2019 überklebten Mitglieder der Unia Zürich-Schaffhausen Strassenschilder in Zürich mit dem Namen bekannter Frauen. Bildquelle: KEYSTONE/Walter Bieri.
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Bild 2 von 3. Schon einmal kam das Thema Roger Federer in der Region Basel auf: 2001 benannten Anwohner eine Strasse dort kurzerhand selbst. 2005 verschwand das Schild wieder. Bildquelle: KEYSTONE/Markus Stuecklin.
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Bild 3 von 3. Anlässlich der erfolgreichen Qualifikation der Schweizer Fussballnati für die WM 2006 hängten Mitbewohner im Stadtzürcher Quartier Wiedikon kurzerhand eine Tafel mit dem Namen des damaligen Natitrainers Köbi Kuhn auf. Bildquelle: KEYSTONE/Walter Bieri.
Die Forderung scheint nun langsam in der Politik angekommen zu sein. So schreibt der Bund in seinen Empfehlungen: In Anbetracht «der historisch erklärbaren Asymmetrie von Benennungen nach Männern und Frauen», seien letztere in «besonderer Weise» in Betracht zu ziehen.
Neue Strassennamen meist in der Peripherie
Ein weiteres Hindernis für Neubenennungen ist, dass bestehende Strassennamen in der Regel nicht geändert werden. Wollen Städte also grosse Persönlichkeiten ehren, müssen sie meist auf die äusseren Stadtquartiere ausweichen.
So zum Beispiel in den Norden Zürichs, wo besonders viel gebaut wird. Im Stadtteil Seebach ist in der Nähe zum SRF-Campus Leutschenbach der Heidi-Abel-Weg entstanden – benannt nach der langjährigen Fernsehmoderatorin. Im selben Stadtquartier soll auch eine Strasse nach Schauspieler Bruno Ganz benannt werden.
Für Historiker Wegmann ist darum klar: Wer nach spannenden Strassennamen Ausschau hält, der muss abseits der grossen Zentren suchen.