Die zweite Welle hält die Schweiz in Atem. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen regelrecht explodierte, ist nun auch die Todesfallrate hoch. In den älteren Bevölkerungsgruppen sterben mehr Menschen, als das Bundesamt für Statistik (BFS) erwartete. Hier bewegt sich die Schweiz im Bereich einer Übersterblichkeit, die deutlich höher ist als in den Vorjahren.
Während sich die Todesrate bei jüngeren Menschen im Normalbereich bewegt, nahm sie bei den über 65-Jährigen zu. Die Übersterblichkeit bei den Senioren dauert nun schon seit Wochen an und hat sich weiter gesteigert. Zwischen dem zweiten und achten November etwa starben 1702 Menschen. Das sind 566 mehr, als vom BFS erwartet.
Schon im Frühling stieg die Anzahl Todesfälle bei der Bevölkerung über 65 Jahren deutlich an. Die Übersterblichkeit der ersten und der zweiten Welle seien vergleichbar, meint Christoph Junker, wissenschaftlicher Mitarbeiter des BFS. Er fügt hinzu, dass die Zahlen kein Hinweis darauf gäben, dass das Virus tödlicher geworden sei.
Westschweizer Kantone stark betroffen
Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch in den Regionen. Während die Übersterblichkeit der ersten Welle zuerst im Tessin festgestellt wurde, tauchte sie im Herbst in der Romandie auf.
Dort ist die Todesfallrate immer noch hoch – ähnlich, wie sie es im Frühling war. Die Deutschschweiz kommt im Vergleich zur ersten Welle schlechter weg. Damals sei die Zahl der Verstorbenen vergleichsweise gering gewesen, sagt Christoph Junker. Heute hingegen versterben mancherorts viele ältere Menschen.
Einige Deutschschweizer Kantone sind nun doch sehr stark betroffen. Das hat man in der ersten Welle nicht gesehen.
Wie schwerwiegend sich die zweite Welle auswirken wird, ist im Moment nicht absehbar. Grund zur Panik sieht Christoph Junker jedoch nicht. Er vermutet, dass die Übersterblichkeit nicht mehr lange zunehmen wird. «Es gibt in den Zahlen erste Hinweise darauf, dass sich der Anstieg abschwächen wird», sagt er. Für klare Prognosen sei es aber noch viel zu früh.