- Bei der Baustelle für den zweiten Gotthard-Strassentunnel sind die Mineure auf krebserregendes asbesthaltiges Material gestossen.
- Es seien deswegen Massnahmen zum Schutz der Arbeiter und der Bevölkerung getroffen worden, teilte das Bundesamt für Strassen (Astra) mit.
Gemäss der Mitteilung wurde beim Vortrieb für den Zugangsstollen im Aaregranit eine Kluft mit geringem Anteil an Aktinolith angetroffen. Beim Durchbohren dieses auch als Bergleder bezeichneten Materials können geringe Mengen Asbestfasern freigesetzt werden. Geraten diese Mineralfasern in die Lungen, können sie Jahre später Krebs auslösen. Eine Gefahr für die Umwelt habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, teilte das Astra mit.
Unerwartete Fundstelle
Udo Oppliger, der für das Astra das Tunnelprojekt leitet, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass man nicht erwartet habe, an dieser Stelle auf Asbest zu stossen. Die Kluft sei nur einen Meter tief, doch könnten die Geologen nicht ausschliessen, dass weiter hinten nochmals Aktinolith angetroffen werde.
Asbest ist beim Tunnelbau nichts Neues. Das Material wurde auch beim Bau des Lötschberg- und des Gotthardbasistunnels oder des Ceneribasistunnels angetroffen. Oppliger sagte, man habe damit Erfahrung, es sei aber ein heisses Thema.
Das Astra, die Bauunternehmungen, der Unfallversicherer Suva und Experten ordneten deswegen «im Sinne von vorausschauenden Sicherheitsvorkehrungen» organisatorische und technische Massnahmen zum Schutz der Arbeiter und der Bevölkerung an, wie es weiter hiess.
Maskenpflicht und «gesetzeskonforme» Endlagerung
So wird gemäss Astra das Gebirge messtechnisch überwacht und die Luftqualität gemessen. Zu den Massnahmen gehören auch das Tragen von FFP3-Atemschutzmasken und die Instruktion der Beteiligten im Umgang mit asbestverdächtigen Gesteinen. Ferner wird die Tunnelluft im Vortrieb entstaubt.
Zudem gibt es, um eine Freisetzung von Asbestfasern zu verhindern, staubbindende Massnahmen beim Transport und der Lagerung des Ausbruchs. Das Astra nennt etwa die Bewässerung oder Abdeckung. In Airolo TI, wo sich die Enddeponie befindet, werde Ausbruchmaterial mit Asbestfasern «sicher und gesetzeskonform» deponiert, teilte das Bundesamt weiter mit.
Seit 1990 gibt es ein generelles Asbestverbot
Asbest wurde wegen seiner Beständigkeit und Dämmeigenschaften insbesondere in den 1960er- und 1970er-Jahren in Baumaterialien (Eternit) verarbeitet und sowohl auf dem Bau als auch in der Industrie breit verwendet. Ab 1971 galt ein Grenzwert, und seit 1990 herrscht ein generelles Asbestverbot.
Die Bohrarbeiten für den neuen Gotthard-Strassentunnel haben im letzten August begonnen. Zunächst wird der Zugangsstollen erstellt. Die zweite Gotthardröhre soll 2029 für den Verkehr freigegeben werden. Anschliessend wird die 1980 eröffnete erste Röhre totalsaniert.