Bisher hat die Gruppe der über 80-Jährigen in der Corona-Pandemie zu den Impffreudigsten überhaupt gehört. Über 94 Prozent von ihnen sind zweimal geimpft, 83 Prozent haben auch eine dritte Impfung erhalten. Doch jetzt ist dieser Wert eingebrochen: Nur noch 23 Prozent der über 80-Jährigen haben sich ein zweites Mal boostern lassen.
«Weshalb sollte ich das machen? Ich habe mich schon drei Mal impfen lassen und es geht mir gut», sagt zum Beispiel Frida Brender (97). Die Gründe mögen verschieden sein, vielleicht wartet ein Teil auch auf angepasste Impfstoffe. Aber seit Ausbruch der Pandemie haben noch nie so wenige wie jetzt ihren Impfschutz aufgefrischt.
Sorge in den Spitälern
Dabei steigen die Corona-Infektionszahlen wieder. Das zeigen auch die steigenden Werte der Virenbelastung im Abwasser. In den Spitälern machen sich die Verantwortlichen deshalb Sorgen. «Wir haben jetzt schon zu wenig Betten, weil wir zu wenig Personal haben. Wir haben an unserem Spital täglich Mühe, freie Betten zu finden für die Leute, die eines brauchen.», sagt Huldrych Günthard, Infektiologe am Universitätsspital Zürich.
Auch wenn die Impfung nicht vor einer Ansteckung schütze, so verhindere sie eben doch oft einen schweren Krankheitsverlauf, sagt Günthard. Er zitiert Studien, die belegen, dass dank eines zweiten Boosters bei den Ältesten der Bevölkerung das Risiko eines schweren Verlaufs dreimal kleiner werde. Der Effekt sei auch deshalb so hoch, weil bei den Ältesten der Bevölkerung der Schutz nach einer Impfung jeweils auch am schnellsten wieder abnehme.
Schweren Krankheitsverlauf verhindern
Ob am Unispital Basel, am Kantonsspital Aarau oder in Zürich: Die angefragten Infektiologen befürchten alle, dass es schwierig wird für die Spitäler im Winterhalbjahr bei einer solch tiefen Impfquote der über 80-Jährigen, weil diese das höchste Risiko eines schweren Verlaufs mit möglichem Spitalaufenthalt haben.
«Wir sind deshalb in einer sehr angespannten Lage; alle Spitäler in der Schweiz. Wenn wir jetzt auch noch Corona-Patientinnen und -Patienten haben, dann kann es schon wieder eng werden», sagt Günthard vom Unispital Zürich.
Er betont, jetzt, wo es in der Schweiz praktisch keine Schutzmassnahmen mehr gebe wie etwa Masken, müssten dafür die Ältesten der Bevölkerung umso konsequenter ihre Impfung auffrischen. Sonst werde ein Teil von ihnen in diesem Winter die Spitäler unnötig stark belasten.