Alain Berset ist gleich zur Sache gekommen. Auf Französisch, der Muttersprache des Freiburgers, gab er Sekunden nach Beginn der Medienkonferenz bekannt, nicht mehr als Bundesrat zu kandidieren.
Die Wortwahl, dies wurde im Verlauf der Medienkonferenz deutlich, ist Berset wichtig. Es handle sich nicht um einen Rücktritt. «Ich trete nicht zurück, sondern gebe bekannt, dass ich nach der jetzigen Legislatur nicht mehr antrete.»
SP-Bundesratssitz in Gefahr?
Tatsächlich wird Alain Berset noch bis Ende Jahr Bundesrat und Bundespräsident bleiben. Er respektiere die Institutionen, sagt der SP-Magistrat, und wolle das Ende seiner dritten Legislatur abwarten. Für Berset sei nämlich immer klar gewesen: Er will nach Möglichkeit zum Ende einer Legislatur zurücktreten.
Alain Bersets Karriere im Bundesrat – die besten Bilder
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Bild 1 von 15. Der langjährige Bundesrat und aktuelle Bundespräsident, Alain Berset, scheidet per Ende 2023 aus seinem Amt aus. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 2 von 15. Er wurde von der Vereinigten Bundesversammlung im Dezember 2011 als einer der beiden offiziellen SP-Kandidaten und als Nachfolger der zurücktretenden SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey gewählt. Bildquelle: KEYSTONE/Marcel Bieri.
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Bild 3 von 15. Nachdem er im zweiten Wahlgang mit 126 Stimmen – das absolute Mehr war bei 123 – gewählt wurde, erklärt er seine Annahme der Wahl. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 4 von 15. Der neuformierte Bundesrat ab Januar 2012 (von links): Doris Leuthard, Eveline Widmer-Schlumpf, Ueli Maurer, Didier Burkhalter, Simonetta Sommaruga, Johann Schneider-Ammann, Alain Berset und Bundeskanzlerin Corina Casanova. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 5 von 15. Am 9. Dezember 2015 wird Berset als Bundesrat wiedergewählt. Neu mit dabei ist Guy Parmelin. Er wurde als Nachfolger der zurückgetretenen Eveline Widmer-Schlumpf gewählt. Bildquelle: Keystone/Philipp Zinniker.
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Bild 6 von 15. Umgarnt von Medienschaffenden: Am 6. Dezember 2017 wurde der EDI-Vorsteher – übrigens leitete er seit jeher dieses Amt – erstmals zum Bundespräsidenten gewählt. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 7 von 15. Ein Bild, das um die Welt ging: Alain Berset bereitet auf einem New Yorker Trottoir seine Rede vor der UNO-Vollversammlung vor. (2018). Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunze.
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Bild 8 von 15. Er besuchte während seiner Amtszeit auch ein Flüchtlingslager der Rohingya in Bangladesch. (2018). Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 9 von 15. Wohl ein unvergesslicher Moment: Berset schüttelt Ex-US-Präsident und Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2024, Donald Trump, die Hand. (2018). Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 10 von 15. Offenbar hat er sich auch als Naturfreund unter Beweis gestellt. (2018). Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 11 von 15. 16. März 2020: An einer der wohl berühmtesten Medienkonferenzen des Bundesrates erklärte der Gesundheitsminister zusammen mit der damaligen Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga den Shutdown. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 12 von 15. Während dieser Zeit beeinflusste Berset die Coronapolitik der Schweiz massgeblich. Bildquelle: KEYSTONE/Marcel Bieri.
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Bild 13 von 15. Pilot Berset sorgte aber auch für den einen oder anderen Skandal. So löste er im Sommer 2022 bei einem Privatflug den Einsatz der französischen Luftpolizei aus. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 14 von 15. Jüngst sorgten auch Indiskretionen seines ehemaligen Kommunikationschefs, Peter Lauener, für viele Schlagzeilen. Lauener soll dem Ringier-Verlagshaus vertrauliche Informationen zur Coronapolitik des Bundesrates zugespielt haben. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
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Bild 15 von 15. Im vergangenen Juni traf er in Moldau den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, hier im Bild. Am 25. November reiste Alain Berset dann auch nach Kiew. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
Natürlich spiele das Leben in dieser Hinsicht nicht immer mit. Damit sprach Berset seine langjährige Kollegin Simonetta Sommaruga an, die wegen eines Schlaganfalls ihres Mannes im letzten November zurückgetreten ist.
Dennoch gab es auch kritische Nachfragen zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Rücktritts. Die SP hat in den vergangenen Wahlen sukzessiv an Boden im Parlament eingebüsst, die Grünparteien sind auf dem Vormarsch. Mit der Entscheidung Bersets, auf Ende Legislatur zurückzutreten, wird der frei werdende Sitz zusammen mit der Gesamterneuerungswahlen nach den Parlamentswahlen im Herbst besetzt. Der Druck auf die SP steigt somit.
Ist der Bundesratssitz der SP jetzt in Gefahr? Dazu gab sich Berset bedeckt, er betonte wiederholt, dass es ihm wichtig sei, die «Institutionen zu respektieren». Immerhin: Parteipolitische Überlegungen habe es nicht gegeben.
«Brutale Pandemie»
Berset schaute während der Medienkonferenz auch auf seine Zeit als Innenminister zurück. Zunächst habe er es nie bereut, im selben Departement geblieben zu sein. «Ich glaube, eine gewisse Stabilität ist gut für Institutionen.»
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
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Bild 1 von 12. Evi Allemann. Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (Jahrgang 1978) kandidiert für den Bundesrat. Von 2003 bis 2018 war die Juristin im Nationalrat. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro Della Valle.
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Bild 2 von 12. Allemann hatte bereits letztes Jahr für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidert. Sie unterlag damals in der internen Ausmarchung Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 3 von 12. Roger Nordmann. Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann (Jahrgang 1973) will in die Landesregierung, wie er anfangs Oktober an einer Medienkonferenz bekannt gab. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 4 von 12. Nordmann sitzt seit 2004 in der Grossen Kammer unter der Bundeshauskuppel. Viermal wurde er wiedergewählt. Im Nationalrat ist er Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Von 2015 bis 2023 war er Fraktionschef. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 5 von 12. Jon Pult. Der Bündner Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger wurde 2019 in den Nationalrat gewählt. Bildquelle: Keystone / Alessandro Della Valle.
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Bild 6 von 12. Pult gilt als eines der grössten Talente der SP und als guter Rhetoriker. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zum Vizepräsidenten. Bildquelle: Keystone / PABLO GIANINAZZI.
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Bild 7 von 12. Beat Jans. Der frühere Nationalrat und heutige Basler Regierungspräsident Beat Jans (Jahrgang 1964) will Bundesrat werden, wie er am 22. September offiziell bekannt gab. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 8 von 12. «Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben», sagte Jans an der Konferenz. Er hätte auch aus regionalpolitischen Überlegungen gute Chancen. Der Kanton Basel-Stadt war schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten. Bildquelle: KEYSTONE / Peter Schneider.
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Bild 9 von 12. Matthias Aebischer. Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (Jahrgang 1967) will die Nachfolge von Alain Berset antreten. Bildquelle: Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE.
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Bild 10 von 12. Vor seiner Zeit im Nationalrat war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 12. Daniel Jositsch. Der Zürcher Ständerat (Jahrgang 1965) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga im vergangenen Jahr hatte Daniel Jositsch bereits kandidiert, obwohl die SP ein reines Frauenticket beschlossen hatte. Bildquelle: KEYSTONE/ANTHONY ANEX.
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Bild 12 von 12. Bei der Wahl durch die Bundesversammlung erhielt er in den ersten Wahlgängen zahlreiche Stimmen. Schliesslich setzte sich jedoch Elisabeth Baume-Schneider durch. Für ihn als Bundesrat sprechen seine Erfahrung in Bundesbern und seine urbane Herkunft. Jositsch gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP. Bildquelle: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE.
Doch eine Zeitspanne während seiner Amtszeit sei besonders prägend gewesen: die Corona-Zeit. Dass er die Schweiz einmal durch eine derart «brutale Pandemie» führen müsse, habe er sich vor seiner Zeit als Bundesrat nicht vorstellen können. In diesem Zusammenhang sagte Berset auch, dass sich mit der dritten Abstimmung über das Covid-Gesetz ein Kreis geschlossen habe.
Spitze gegen Ueli Maurer
Klar ist auch: Zuletzt geriet Alain Berset immer mehr unter Druck. Eine GPK-Untersuchung wegen einer möglichen Amtsgeheimnisverletzung ist im Gange – Bersets ehemaliger Kommunikationschef Peter Lauener steht unter Verdacht, dem Ringier-Chef Marc Walder während der Pandemie Interna zugestellt zu haben. Berset wollte dies nicht gross kommentieren. Er sagte: «Ich bin gespannt auf die Resultate der Untersuchung.»
Ich bin gespannt auf die Resultate der Untersuchung.
Später führte er seine Gedanken zu den Medien aus. Journalistinnen und Journalisten hätten selbstverständlich das Recht, zu kritisieren. Die Medien seien wichtig für die Demokratie.
Und Medien schauen auch immer gerne voraus. Auf die Frage, wen er sich als Nachfolge für sein Amt vorstellen könnte, sagte Berset: «Hauptsache ein Mensch», und spielte dabei wohl auf den ehemaligen SVP-Bundesrat Ueli Maurer an. Dieser hatte in seiner Abschiedsmedienkonferenz gesagt, dass ihn einfach «kein Es» beerben solle. Damit hatte Maurer viele Menschen vor den Kopf gestossen.