Thomas Studer strahlt. «Es regnet Gold», ruft der Revierförster vom Leberberg, als es am Donnerstag zu regnen beginnt. Wald Schweiz, der Verband der Waldbesitzer, hat Journalisten zu einem Spaziergang in Studers Wald eingeladen, ins solothurnische Bettlach.
Wasser ist für Thomas Studer derzeit genau so wertvoll wie Gold. Sein Wald hat nämlich in den letzten Monaten viel zu wenig davon erhalten. Mit Folgen: Vor allem die Weisstannen verdursten. Im Wald von Bettlach haben der Förster und seine Mannen bereits 30 Prozent der Weisstannen fällen müssen.
Zwar hat Förster Studer eine Erklärung, weshalb es die Weisstannen trifft: sie brauchen mehr Wasser als andere Bäume. Trotzdem sind die Fachleute überrascht. Damit habe man nicht gerechnet, sagt der Solothurner Kantonsoberförster Roland Manser. Weil die Weisstanne ein Tief-Wurzler sei, habe man eigentlich grosse Hoffnungen gehabt, dass sie mit dem Klimawandel gut zurecht komme.
«Noch zwei, drei solche Sommer, und dann wird es hier nur noch vereinzelte Weisstannen haben»
Über 1000 grosse Bäume wurden im Bettlacher Wald im Winter und Frühling bereits gefällt. Allerdings: In der ganzen Schweiz und auch in Europa wird derzeit mehr Holz gefällt, als verarbeitet werden kann. Die Holzschwemme drückt den Preis. Wirtschaftlich gesehen müsste Revierförster Thomas Studer die Weisstannen also stehen lassen. Doch das geht aus Sicherheitsgründen nicht – ein Dilemma. Und weil die Bettlacher das Holz nicht verkaufen können, stapelt es sich nun am Wegrand.
Die Lage ist ungemütlich für Förster und Waldbesitzer. Sie könnte aber bald noch ungemütlicher werden. Wird der Sommer wieder so heiss und trocken wie letztes Jahr, könnte sich der Borkenkäfer explosionsartig vermehren, warnt Wald Schweiz. Auch deshalb hofft Revierförster Studer auf Regen: «Wir sind um jeden Tropfen froh. Von mir aus darf es tagelang regnen.»