Was ändert sich an der Zeremonie?
König Charles betonte, er werde eine «bescheidenere» Krönung als seine verstorbene Mutter haben. Für den Gottesdienst seien nicht nur anglikanische Christinnen und Christen mit höchst ehrenvollen Aufgaben (Bringen und Überreichen der Regalien, der Krönungsjuwelen) betraut worden, sagt SRF-Fachjournalistin für Religion, Judith Wipfler, sondern auch nicht-christliche Menschen.
Für Susanne Cappus, Radiopredigerin und Anglistin, ist das ein Novum, das für Interreligiosität stehe und das vor 70 Jahren bei der Krönung von Elizabeth II. nicht möglich gewesen wäre. Briten und Britinnen und der Bruch mit Traditionen seien eigentlich Gegensätze, sagt Cappus. Wenngleich es ein Spiegel der multireligiösen Realität des Vereinigten Königreichs sei, fügt Wipfler hinzu.
Briten und Britinnen und der Bruch mit Traditionen sind eigentlich Gegensätze.
Wie könnte die Zukunft der Monarchie aussehen?
Bisher war zum Beispiel die Aufarbeitung der Kolonialzeit innerhalb der Monarchie zurückhaltend. König Charles konnte die Regierung nicht umstimmen, da sich diese weigert, Schuld einzugestehen oder irgendetwas zurückzugeben, so Wipfler. Das British Museum müsste praktisch alles zurückgeben. Das teilte die Museumsleitung selbst mit. Zuletzt sorgten Publikationen für Aufsehen, wie das Königshaus am Sklavenhandel mitverdiente. «Da ist noch viel aufzuarbeiten», betont Wipfler.
Charles III. habe sich schon als Prince of Wales für eine «Verschlankung» der Monarchie starkgemacht, sagt Cappus. Das Königshaus solle von weniger Royals repräsentiert werden, um damit die Kosten (und Skandale) zu senken. Die Monarchie hoffe dadurch, dass Charles III. seine Kernthemen Umweltschutz und Interreligiosität weiterverfolgen kann.
Ferner arbeiten viele Menschen für die Krone. In diesem Zusammenhang kommt die Steuerfrage auf. «Im ‹Handelsblatt› finde ich dazu einen interessanten Vergleich», sagt Wipfler. «Das britische Königshaus kostet 70 Eurocent pro Kopf, geradezu ein Schnäppchen im Vergleich etwa zum norwegischen König, der jeden und jede tatsächlich 8 Euro 50 kostet.»
«Solange Britinnen und Briten selbst Tradition wollen, wird es das Königshaus weiterhin geben», sagt die Fachjournalistin für Religion. Denn all das vermittle Sicherheit, höre sie immer wieder. Mit Queen Elizabeth II. sei jedoch eine Garantin für Tradition und Sicherheit abgetreten. «Mal schauen, wie das mit der Akzeptanz weitergeht», so Wipfler.
Warum ist die mediale Aufmerksamkeit so gross?
Die lange Amtszeit und Präsenz der Queen, die globale Ausbreitung des ehemaligen Empires und Traditionen, die es nur noch hier so pompös gibt, funktionieren laut Wipfler als «Marke» Königshaus gut. Die Medien arbeiten eng mit ihnen zusammen, da sie von den Royals profitieren oder sogar «leben». «Was das Königshaus liefert, ist wie eine Reality Soap, die perfekt inszeniert ist», sagt Wipfler.
Solange Britinnen und Briten selbst Tradition wollen, wird es das Königshaus weiterhin geben, denn all das vermittelt Sicherheit.
Zahlreiche Staatsoberhäupter, darunter der US-Präsident und ehemalige Kolonialstaaten wie Indien, werden an der Krönung nicht teilnehmen. Angeblich hätten auch Popstars abgesagt, beispielsweise Sir Elton John. Das Königshaus scheint daher – trotz medialer Aufmerksamkeit – an Attraktivität verloren zu haben.