549 Personen kandidieren dieses Jahr für das Schaffhauser Kantonsparlament. Zum Vergleich: Bei den letzten Wahlen vor vier Jahren waren es nur 534 Bewerberinnen und Bewerber. Vor allem die Zahl der Frauen im Kandidatenfeld ist diesmal höher (189 statt 171).
Dabei machen sich alle Parteien in unterschiedlichem Ausmass Hoffnungen auf Sitzgewinne. Doch wie stehen die Chancen?
Denkbar schlecht in den Schaffhauser Wahlherbst ist die FDP gestartet. Sie hat mit der Abwahl von Christian Amsler einen von zwei Sitzen in der Kantonsregierung verloren. Trotzdem hofft FDP-Parteipräsident Marcel Sonderegger bei der Parlamentswahl am 27. September auf einen bis zwei zusätzliche Sitze: «Hier geht es anders als bei der Regierung nicht um umstrittene Einzelpersonen, sondern um eine Listenwahl. Wir haben eine gute Liste.» Es wird sich zeigen, ob es der FDP reicht, nach Jahren von Wählerverlusten das Ruder herumreissen zu können.
SVP sieht sich unter Druck
Betont bescheiden gibt sich die SVP in ihrer Zielsetzung. Kann die mit 35 Prozent wählerstärkste Partei im Kanton Schaffhausen überhaupt noch zulegen? Parteipräsident Walter Hotz zeigt sich zufrieden, wenn die SVP ihre bisherigen Sitze halten kann. «Wir sind in den letzten Jahren stark gewachsen und dürfen nicht übermütig werden. Mit unseren föderalistischen Ideen stehen wir zunehmend unter Druck.»
Chancen auf Sitzgewinne rechnen sich die Grünen und die Grünliberalen aus. Dass der Klimawandel durch die Corona-Krise thematisch in den Hintergrund gedrängt wurde, glaubt Roland Müller, Präsident der Schaffhauser Grünen, nicht. Und bei den Grünliberalen findet Kantonsrätin Maria Härvellid: «Wir haben die letzten vier Jahre bewiesen, dass wir Sachpolitik betreiben und für politische Spielchen nicht zu haben sind. Das ist beim Volk gefragt.»
Die AL will das Parlament entstauben
Auf linker Seite sieht sich die SP im Aufwind. Nach dem Sitzgewinn im Regierungsrat soll dies nun auch im Parlament gelingen. «Natürlich gibt es im linken Lager Konkurrenz durch junge Klimaaktivisten», sagt SP-Präsident Daniel Meyer. «Gerade die Corona-Pandemie hat aber gezeigt, wie wichtig ein starker Sozialstaat ist. Und dies ist eines unserer Kernthemen.»
Abheben will sich schliesslich die AL mit jüngeren Kandidierenden auf einer Liste, die zu fast zwei Dritteln aus Frauen besteht. AL-Vizepräsidentin Angela Penkov: «Es ist höchste Zeit, dass das überalterte Parlament entstaubt wird.» Die Alternative Liste hofft, mindestens einen fünften Sitz und damit ihre Fraktionsstärke zurückzugewinnen.