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Welt-Aids-Konferenz in München Eine Spritze weckt grosse Hoffnungen in der HIV-Prävention

Eine Infektion mit HIV, die eine Schwäche des Immunsystems auslöst, führt heute nicht mehr unausweichlich zum Tod. Es gibt Therapien, dank welchen Infizierte so gut und so lange leben können wie andere auch. Und es gibt wirksame Mittel zur Prävention. Zugelassen sind aber erst Wirkstoffe in Tablettenform. Auf der Aids-Konferenz in München wurde nun eine Alternative vorgestellt: Ein halbjährlich gespritztes Medikament solle eine HIV-Infektion zuverlässig verhindern, sagen Forschende. Das weckt Hoffnungen – besonders auf dem afrikanischen Kontinent.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

Sind die Hoffnungen in Zusammenhang mit der HIV-Spritze berechtigt?

Die entsprechende Studie zeigt, dass man mit einer Spritze, die man jedes halbe Jahr gibt, Menschen zuverlässig vor einer HIV-Infektion schützen kann. An der Untersuchung nahmen gut 5000 junge Frauen in Südafrika und Uganda teil. Nach einem Jahr hatte sich keine in der Spritzengruppe infiziert, in der Vergleichsgruppe wiederum 39. Zur Einschätzung: Im südlichen und östlichen Afrika sind etwa sechs Prozent der erwachsenen Bevölkerung mit HIV infiziert. Das Risiko, dass man im Alltag dem Virus begegnet, ist gross. Auch wenn Menschen unter Therapie nicht mehr infektiös sind, kann eine Spritze den Unterschied machen, um Neuinfektionen herunterzubringen.

Der Unterschied zwischen Aids und HIV

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Aids  steht für «Acquired Immune Deficiency Syndrome» und bedeutet «erworbenes Immunschwächesyndrom». Dabei handelt es sich um die Spätfolge einer Infektion mit dem HI-Virus, «Human Immunodeficiency Virus».

Das  HI-Virus  zerstört bestimmte Zellen des Immunsystems und schwächt dadurch nach und nach die Abwehrkraft des Körpers. Der Verlauf einer HIV-Infektion wird in verschiedene Stadien eingeteilt. Aids bezeichnet jenes Stadium, in dem das Immunsystem so stark geschwächt ist, dass die Diagnose mindestens einer der Aids-definierenden Infektions- oder Tumorerkrankungen vorliegt.

Weshalb wurde die Studie ausschliesslich mit Frauen gemacht?

Wenn junge Frauen ein normales Leben leben in einer Welt, in der 6 Prozent der Erwachsenen um sie herum infiziert sind, dann sind sie gefährdet. Frauen sind ausserdem rein physiologisch viel empfänglicher für eine Infektion: Einmaliger ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Mann kann reichen. Männer infizieren sich deutlich weniger leicht.

Wie teuer ist die Spritze?

Die Spritze wäre, Stand jetzt, sehr teuer. Aber im Bereich Aids und HIV sind in den letzten Jahren pragmatische Lösungen gefunden worden: Der Global Fund für Aids, Malaria und Tuberkulose etwa vereint auf sich eine grosse Kaufkraft, weil er Medikamente für viele Länder zugleich kauft. So kann gut verhandelt werden. Zudem bieten Firmen teils von sich aus an, dass sie Patente zeitlich oder geografisch begrenzt aussetzen oder Lizenzen für die Herstellung ihrer Produkte an andere Hersteller vergeben. Das lohnt sich, weil sie im Gegenzug Zugang zu Märkten bekommen. Das funktioniert nicht überall, aber die Kosten für die Tablettentherapie zum Beispiel sind so auf unter einen Dollar pro Tag gesunken. Es ist nicht unrealistisch, dass auch die Preise für die Spritzen sinken werden.

Rote Schleife vor dem AIDS 2024-Schild.
Legende: In München fand diese Woche die 25. Internationale Aids-Konferenz statt. IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Wo steht man bei der Bekämpfung von HIV?

40 Millionen Menschen weltweit sind mit HIV infiziert, so viele wie noch nie. Drei Viertel der Infizierten sind in Behandlung. Das ist eine gute Nachricht. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO ist es jetzt, bis 2030 auf weltweit null Neuinfektionen zu kommen. Dies ist zwar sehr ehrgeizig, aber nicht komplett aus der Welt.

Können Menschen von Aids geheilt werden?

Bisher gibt es sieben Einzelfälle. Es sind Menschen, die wegen einer schweren Leukämie eine Stammzelltransplantation benötigt haben. Bei der Transplantation hat man einen Spender gewählt, der natürlicherweise HIV-immun war. Diese «Heilungen» sind spektakulär und medizinisch spannend, aber um HIV und Aids weltweit in den Griff zu kriegen, fällt das nicht ins Gewicht. Eine Heilung wäre ein Riesenerfolg, aber dieses Virus ist so komplex, dass es auch sein kann, dass dies nie gelingt.

Korrigendum

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In einer ersten Version des Artikels hiess es, in der zweiten Antwort: «Wenn junge Frauen ein normales Leben leben in einer Welt, in der 17 Prozent der Erwachsenen um sie herum infiziert sind, dann sind sie gefährdet.» Korrekt sollte es hier heissen: 6 Prozent der Erwachsenen. Wir haben das entsprechend korrigiert.

Echo der Zeit, 26.07.2024, 18 Uhr ; 

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