Seit genau 10 Jahren gibt es die Chat-App Threema im App-Store. Die Firma mit Sitz in Pfäffikon (SZ) ist in den letzten Jahren massiv gewachsen. Heute beschäftigt sie 40 Angestellte, hat 11 Millionen Nutzerinnen und Nutzer und macht rund 11 Millionen Franken Umsatz. Für Mitgründer Silvan Engeler haben sich die Werte seiner Firma trotzdem nicht verändert.
SRF News: Hat sich Mark Zuckerberg – Chef von Meta, Facebook und auch von Konkurrent WhatsApp – eigentlich schon zum Jubiläum bei Ihnen gemeldet?
Silvan Engeler: Nein, ich schütze meine Daten gut und deshalb hat Zuckerberg meinen Kontakt gar nicht (lacht). Und überhaupt: Er ist gar nicht an Threema interessiert, weil wir keine Daten haben. Wir haben ein komplett anderes Geschäftsmodell als er.
Angefangen hat alles in der Ostschweiz mit der Idee ihres Kollegen Manuel Kasper. Wie kam es damals zur Gründung?
Vor 10 Jahren hat sich Manuel Kasper daran gestört, dass bei den bestehenden Chatdiensten die Daten unverschlüsselt versendet werden. Die Daten waren schlecht geschützt und mit einfachen technischen Mitteln konnte man mitlesen. Das wollten wir ändern. Wir haben keine grundlegend neue Technologie erfunden - es ging einfach darum, die Privatsphäre besser zu schützen.
Wie kam es zu diesem schnellen Wachstum?
In der Gründungsphase ging alles drunter und drüber. Kurz nach der Gründung unserer Firma kaufte Mark Zuckerberg im Jahr 2014 WhatsApp. Das machte viele Leute misstrauisch, wir hatten grossen Zuwachs. Wir konnten uns Büros leisten und brauchten Personal.
Sie punkten mit Anonymität. Wissen Sie überhaupt, wer die App benutzt?
Nein, bei der Threema-App wissen wir es nicht. Als zweites Produkt haben wir noch eine Firmenlösung. Da wissen wir natürlich, welche Firmen unseren Dienst nutzen.
Es gibt sicher solche, die unsere nicht nutzen, weil sie etwas kostet.
Kann das nicht auch Kriminelle anziehen?
Es ist möglich, dass auch solche Kunden angezogen werden. Uns geht es um den Schutz der Daten und der Privatsphäre, weil diese niemand etwas angeht.
Zu den Geschäftskunden gehört beispielsweise die Armee. Bringt das etwas fürs Image?
Über unsere Kunden gebe ich im Detail keine Auskunft. Aber die Armee hat ja von sich aus kommuniziert, dass sie unseren Dienst nutzt. Ja, wenn solche News herauskommen, bringt uns das schon etwas. Man sieht, dass sich Firmen Gedanken machen und dann auf uns zukommen.
Für Privatpersonen ist die App kostenpflichtig. Ist das ein grosses Hindernis?
Ich glaube schon. Damit eine Chat-App funktioniert, müssen ja immer beide beteiligte Personen die gleiche App haben. Da gibt es sicher solche, die unsere nicht nutzen, weil sie etwas kostet. Trotzdem stehen wir zu dieser Strategie.
Wer eine App kostenlos zur Verfügung stellt, muss Geld auf andere Weise verdienen.
Wir sagen auch: Was nichts kostet, ist nichts wert. Oder in unserem Fall: Wer eine App kostenlos zur Verfügung stellt, muss Geld auf andere Weise verdienen. Mit Werbung oder mit dem Weiterverkauf von Daten. Das machen wir beides nicht.
Aber reichen drei Franken pro App-Download für die Finanzierung Ihrer Firma?
Zu Beginn war das so. Wir hatten mehr als 1000 Downloads pro Tag und konnten uns so finanzieren. Mittlerweile sind die Geschäftskunden dazugekommen. Diese bezahlen jährliche Lizenzgebühren, wie man das kennt von anderen Software-Lösungen.
Wie nahe sind Sie noch an den Idealen von damals?
Ziemlich nah. Die Werte und Gedanken, die wir leben, sind auch mit 40 statt drei Leute die gleichen. Wir gehen keine Kompromisse ein, wenn es um Sicherheit und Privatsphäre geht. Das leben wir auch privat. Viele Mitarbeitende sind bei uns, weil sie sich damit identifizieren.
Das Gespräch führte Thomas Heeb.