Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit der zweieinhalb Meter kurze Smart an der internationalen Automobilmesse in Frankfurt Weltpremiere feierte. Die Idee zum Mini-Auto stammt von Swatch-Erfinder Nicolas Hayek, weshalb das Auto ursprünglich «Swatch Car» hiess.
Geplant war eine Mobilitätsrevolution
Hayeks Vision: ein qualitativ hochwertiges, kostengünstiges und umweltfreundliches Elektroauto. Nach einem gescheiterten Versuch mit VW erweckte Hayek die Idee des ökologischen Kleinwagens in Kooperation mit Mercedes-Benz zum Leben. Daher auch der Name «Smart»: S steht für Swatch, M für Mercedes und Art für die Kunst, dieses Auto zu bauen.
Ausschlaggebend für Hayek war bereits 1994 der Umweltgedanke. Er störte sich daran, dass die meisten Autos halb leer herumfuhren. Wozu also grössere Autos als Zweisitzer bauen und damit unnötig Platz und Material verschwenden und gleichzeitig die Umwelt belasten, fragte sich Hayek. Angepriesen als «Auto der Zukunft» sollte der Smart die Antwort auf diese Frage sein. Zielpublikum des leichten, wendigen Stadtflitzers waren junge, urbane Singles und kinderlose Paare.
Doch auch die Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz verlief nicht wie erhofft. Das Auto entsprach nicht Hayeks Vorstellungen. Unter anderem lief es mit einem Verbrennungs- statt wie ursprünglich angedacht mit einem ökologischeren Elektromotor. So verkaufte der Uhrenpionier kurz nach Verkaufsstart all seine Aktien.
Gefragt sind SUVs, keine Kleinwagen
Der frühzeitige Aktienverkauf erwies sich als richtig. Der Trend zu ökologischeren Kleinautos hat sich laut Mobilitätsexperte Thomas Sauter-Servaes nicht bestätigt. Das Projekt mit dem Ziel, den Stadtverkehr zu revolutionieren, sei gescheitert.
Autofahrerinnen und Autofahrer wollten alles mit ihrem Auto machen können: in die Ferien fahren, Einkäufe transportieren oder die Kinder abholen. Deswegen geht der Trend noch heute in Richtung grosse Autos wie Sport Utility Vehicles (SUVs).
Die geringe Nachfrage zeigte sich auch in den Absatzzahlen. Der Verkaufsstart des Smart 1998 lief harzig – in Fahrt kam das erste Modell erst fünf Jahre nach der Lancierung. Bis 2020 verzeichnete Mercedes-Benz in der Schweiz einen Smart-Absatz von ungefähr 2'000 Exemplaren pro Jahr. Dies entspricht einem vernachlässigbaren Marktanteil von unter einem Prozent. Komplett eingebrochen sind die Absatzzahlen schliesslich durch coronabedingte Lieferengpässe sowie die Halbleiterkrise. Bis heute haben sich die Absätze nicht erholt.
Grössere Smart-Version
Mercedes-Benz reagierte mit einer grösseren Version des Smart und hat sich 2020 mit dem chinesischen Autohersteller Geely zusammengeschlossen, um zu einem der führenden Anbieter im Premium-Elektrofahrzeug-Segment zu werden. Heute unterscheiden sich die Fahrzeuge kaum noch von anderen Modellen derselben Fahrzeugklasse, sagt Thomas Sauter-Servaes. «Man hat sich davon verabschiedet, etwas ganz Besonderes sein zu wollen.»
Der einstige Rebell ist mit 25 Jahren erwachsen geworden und passt sich der Masse an, um auch weiterhin im Markt bestehen zu können.