Der harte Kampf um die Gunst der Flugpassagiere hat die Ticketpreise in den letzten Jahren purzeln lassen. Die Margen sind tief, die finanziellen Reserven knapp, nur wer wächst und die Kosten tief hält, kann überleben. Corona hat dieses Geschäftsmodell auf einen Schlag in Frage gestellt.
Zwar haben die Regierungen weltweit in Windeseile reagiert. Milliardenschwere Rettungsprogramme wurden aufgelegt, Kurzarbeit auf bis zu zwei Jahre ausgedehnt. Das hält die Branche am Leben – vorerst.
Hilfsprogramme bringen Passagiere nicht zurück
Doch all diese Milliarden bringen die Menschen nicht dazu, wieder mehr zu fliegen. Lufthansa, Swiss, British Airways, Air France, Ryanair, Easyjet – die Liste der Fluggesellschaften, die einen Stellenabbau angekündigt haben oder bei denen er sich abzeichnet, liesse sich beliebig verlängern.
Nun schlägt sich die Krise auch bei den Flugzeugherstellern nieder. Sie sind nach den Reisebüros und Hotels das nächste Glied in dieser Kette von Redimensionierungen und Stellenstreichungen. 15'000 Jobs will der französisch-deutsche Hersteller Airbus abbauen. Bereits jetzt hat Airbus die Produktion um 40 Prozent gedrosselt. Wenn weniger geflogen wird, braucht es auch weniger Flugzeuge. Mit dem gleichen Problem kämpft der US-Konkurrent Boeing. Schon im April kündigte er den Abbau von zehn Prozent der weltweit 160'000 Stellen an.
Krise zieht immer weitere Kreise
Die Krise macht auch vor den Zulieferern nicht Halt. Der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce plant, mindestens 9000 Stellen abzubauen. Auch hier gilt: Die Liste der Zulieferer, die einen Stellenabbau angekündigt haben oder bei denen er sich abzeichnet, liesse sich beliebig verlängern.
Noch ist unklar, ob wir es mit einer heftigen, aber einmaligen Krise in der Flugindustrie zu tun haben, oder ob die Branche am Anfang eines tiefergreifenden Strukturwandels steht. Der deutsche Verband der Luft- und Raumfahrtindustrie BDLI rechnet damit, dass das Flugaufkommen erst 2023 wieder auf Vorkrisenniveau angelangt sein wird.
Unsichere Entwicklung bei Business-Kunden
Doch vielleicht ist selbst diese Prognose Wunschdenken der Branche. Denn neben dem zunehmenden Klimabewusstsein haben während des Lockdowns viele Unternehmen realisiert, dass ein Grossteil der internationalen Meetings problemlos via Videokonferenz funktioniert.
Es ist davon auszugehen, dass diese Praxis auch in der Post-Corona-Ära beibehalten wird, auch aus Kostengründen. Das würde die Flugindustrie erneut hart treffen. Am Flughafen Frankfurt etwa machten Geschäftsreisende 2019 mehr als ein Drittel des Passagiervolumens aus.