Einiges haben die Volkswirtschaften der Schweiz, Deutschlands und Österreichs gemeinsam, wenn es um die Bewältigung der Pandemiefolgen geht: Zum einen dürften sie von der Krise allesamt weniger hart getroffen werden als andere Länder. Zum anderen rutschen sie mit geordneten Staatsfinanzen in die Krise. Das Geld ist vorhanden, um das Schlimmste zu verhindern.
Doch bei der Verwendung des Geldes zeigen sich Unterschiede. Die Schweiz setzt auf Soforthilfe: Kurzarbeit und Kredite, vor allem für kleine und mittelgrosse Unternehmen. Deutschland und Österreich lancieren darüber hinaus auch Konjunkturprogramme, die langfristig wirken sollen.
«Wir haben in Deutschland eine Regierung, welche die eher angelsächsische Art des flotten Schuldenmachens ganz gut findet», erklärt Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts in München, an einer Online-Wirtschaftstagung am Montagabend.
Wir haben in Deutschland eine Regierung, welche die eher angelsächsische Art des flotten Schuldenmachens ganz gut findet.
Ähnlich tönt es aus Österreich: Es habe natürlich auch eine bestimmte wirtschaftspolitische Tradition, dass man zur Vertrauensstabilisierung solche Pakete schnüre, betont Margrit Schratzenstaller vom Institut für Wirtschaftsforschung Wien.
Anders die Schweiz, sagt Jan-Egbert Sturm, Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich: «Die Schweiz ist ein verhältnismässig calvinistisches Land – im Sinne, dass man das Geld erst einmal verdienen muss, bevor man es ausgibt.»
Es gibt aber auch handfestere Gründe für die helvetische Abneigung gegenüber Konjunkturprogrammen: Die Schweizer Wirtschaft profitiert nämlich auch jetzt in der Krise von einer recht stabilen Pharmaindustrie, während etwa die in Deutschland wichtige Autoindustrie in einem radikalen Umbruch steckt.
Die Schweiz ist ein verhältnismässig calvinistisches Land: Zuerst einmal verdienen, bevor man Geld ausgibt.
Da hilft die deutsche Politik gerne, etwa mit einer Senkung der Mehrwertsteuern. Das wiederum hilft allerdings auch der Schweiz, wie KOF-Direktor Sturm erklärt. Wenn es der deutschen Autoindustrie schlecht gehe, bekommt das auch die Schweiz zu spüren, die sehr viele Produkte an den süddeutschen Markt liefere: «Wir sitzen also diesbezüglich im gleichen Boot.»
So profitieren Schweizer Unternehmen indirekt von einem Konjunkturprogramm in Deutschland. Auch wenn man solchen Massnahmen hierzulande skeptisch gegenübersteht.