- Nicolas Perrin, der Verwaltungsratspräsident der Ruag, wird den bundeseigenen Rüstungsbetrieb verlassen.
- Laut unabhängigen Quellen sollen sich Perrin und das Verteidigungsdepartement auf einen einvernehmlichen Abgang verständigt haben.
- Weshalb Perrin das Unternehmen verlässt, ist noch nicht bekannt.
Unter Druck steht Nicolas Perrin seit Monaten – jetzt tritt der Ruag-Verwaltungsratspräsident ab – nicht per sofort: Perrin will im Amt bleiben, bis seine Nachfolge bestimmt ist. Als erste hat dies heute die NZZ gemeldet – Quellen bestätigen die Nachricht gegenüber Radio SRF. Angaben zu den Gründen des Rücktritts liegen zurzeit nicht vor.
Perrin hatte sein Amt vor weniger als vier Jahren angetreten – in unruhigen Zeiten: Der Bundesrat hatte auf diesen Zeitpunkt das internationale und hauptsächlich zivile Geschäft von der Ruag abgespaltet.
Stark unter Druck als Verwaltungsratspräsident geriet Perrin letztes Jahr: Damals kritisierte die damalige Ruag-Chefin die Exportregeln für Kriegsmaterial öffentlich – und gab ihr Amt kurz darauf ab. Später wurden Ungereimtheiten bekannt im Geschäft mit alten Leopard-1-Panzern: Die Ruag hatte die Panzer vor Perrins Amtsantritt in Italien gekauft. Die Geschäfte mit den Panzern und entsprechenden Ersatzteilen warfen Fragen auf: Zum Beispiel kaufte eine deutsche Firma 25 der Fahrzeuge, holte sie aber nicht ab. Daraus entwickelte sich ein Rechtsstreit – er ist bis heute ungeklärt. Zusätzlich wurden Korruptionsvorwürfe gegen einen früheren Ruag-Manager bekannt, der unter anderem mit dem Leopard-1-Geschäft betraut gewesen war.
Bundesrat stoppte Ruag-Geschäft
Schlagzeilen machte ein weiteres, gescheitertes Geschäft mit den Panzern: Anfang letzten Jahres wollte sie die Ruag nach Deutschland verkaufen – mit Endziel: Ukraine. Der Bundesrat aber verbot das Geschäft. Fragen zum Informationsfluss zwischen der Ruag und dem Verteidigungsdepartement in diesem politisch heiklen Verkaufsprojekt sind bis heute ungeklärt.
Für den heutigen späten Abend ist ein Prüfbericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle angekündigt zum Geschäft mit den Leopard-1-Panzern. Eine weitere Untersuchung durch eine unabhängige Anwaltskanzlei ist noch hängig. Zurzeit wollen sich weder die Ruag noch das VBS äussern – zum Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten und zu einem möglichen Zusammenhang mit den Untersuchungen.